Die TV-Kabelnetzbetreiber Ish aus Nordrhein-Westfalen und Iesy aus Hessen wollen sich zusammenschließen. Aus der Fusion der Unternehmen soll Deutschlands zweitgrößter Kabel-Verbund mit etwa 5,2 Millionen Haushalten werden. Stimmt das Bundeskartellamt zu, will Iesy im Sommer Ish übernehmen und beide Unternehmen verschmelzen. Ein entsprechender Vertrag, so teilten die Unternehmen mit, sei bereits unterzeichnet worden.

Während der Zusammenschluss der Kabel Deutschland GmbH (KDG) mit den drei regionalen Kabelnetzanbietern Kabel BW (Baden Württemberg), Ish (Nordrhein-Westfalen) und Iesy (Hessen) im vergangenen Herbst an Bedenken des Bundeskartellamtes scheiterte (4 siehe Artikel Kartellamt bremst vorerst Kabelfusion und Kabel Deutschland stoppt Fusionsantrag), hoffen die Beteiligten diesmal auf positivere Signale aus Bonn. Bei Ish geht das Management davon aus, dass die Wettbewerbshüter im Juni eine positive Entscheidung bekannt geben. Schließlich haben sowohl Ish als auch Iesy bislang deutlich stärker als KDG in die Services Telefonie und Internet investiert, so dass die TV-Kabelnetze auch in benachbarten Branchen für mehr Wettbewerb sorgen könnten.

Textfeld: Ish & Iesy
èIsh: Das Unternehmen entstand im Juli 2000 – mit der Übernahme von 55 Prozent des Kabelgeschäfts der nordrhein-westfälischen Telekom-Tochtergesellschaft Kabel Deutschland GmbH in NRW, durch das Investment der amerikanischen Callahan-Gruppe. Ish gehört seit vier Jahren über die Holding Kabelnetz NRW Ltd. einem Bankenkonsortium unter der Leitung von Deutscher Bank und Citigroup.
èIesy: Das Fernsehkabelnetz der Iesy Hessen GmbH & Co. KG gehörte bis Juli 2000 der Deutschen Telekom AG und wurde anschließend an das private Konsortium Kabel Hessen verkauft, das anfangs den Firmennamen „eKabel“ trug und sich im Februar 2002 in Iesy Hessen GmbH & Co. KG umbenannte. Mittlerweile gehört Iesy einem Investoren-Konsortium, das von Apollo Management, L.P., Pequot Capital Management und Golden Tree geleitet wird. Der Rest befindet sich in Streubesitz.
 


 

 

 

 

 

 

 

 

KDG war mit der Übernahme von Ish, Iesy und Kabel BW nicht zuletzt auch deshalb gescheitert, weil das Bundeskartellamt kaum Bemühungen erkennen mochte, mit dem so genannten „Triple Play“ aus TV-Kabel, Telefonie und Online-Diensten für neue Wettbewerbsimpulse zu sorgen. Bis zur Entscheidung des Bundeskartellamtes wollen beide Unternehmen unabhängig bleiben. Eine Sprecherin der Wettbewerbsaufsicht teilte mit, das Hauptprüfverfahren sei bereits im Februar eröffnet worden. Ursprünglich waren die Fusionspläne der EU-Kommission vorgelegt, dann aber von der Brüsseler Wettbewerbsbehörde aber an die nationale in Deutschland abgegeben worden. Das Bundeskartellamt habe dargelegt, dass zumindest die „Gefahr einer Wettbewerbsbeeinträchtigung“ existiere, hieß es in dem Verweisungsentscheid der EU-Kommission. Die Vermutung sei aber noch nicht belegt.

Ü Geschätzter Kaufpreis: 1,6 Mrd. Euro

Die von einem Konsortium um den Finanzinvestor Apollo betriebene Frankfurter Kabelgesellschaft Iesy versorgt in Hessen etwa 1,2 Millionen Haushalte und will Ish komplett übernehmen. Der Kaufpreis wird auf etwa 1,6 Milliarden Euro geschätzt und läge damit nicht einmal halb so hoch wie der Betrag, den Callahan Associates International im Jahr 2000 an die Deutschen Telekom überwies, um 55 Prozent der Gesellschafteranteile am nordrhein-westfälischen Kabelnetz zu erwerben. Iesy will die Übernahme bar bezahlen und zum Teil über neue Verbindlichkeiten finanzieren. Der Kaufpreis, den Iesy für Ish bezahlt, soll die Übernahme von etwa 600 Millionen Euro Schulden beinhalten.

Anfang 2001 musste die insolvente Ish-Muttergesellschaft Callahan Kabel NRW GmbH von den Gläubigerbanken übernommen werden. Bei den Käufern handelte es sich um die 38 Banken, die das Unternehmen im Herbst 2000 mit einem Forderungsverzicht in Höhe von 200 Millionen Euro und einer Finanzspitze von 115 Millionen Euro vor der Pleite bewahrt hatten. Die Neu-Eigentümer ließen von Anfang keinen Zweifel daran, dass sie ihre Anteile möglichst rasch wieder verkaufen wollten. Jetzt scheinen sie ihr Ziel erreicht zu haben.

Textfeld: 4Kabelnetz-Eigentümer in Deutschland
 
Region	Haushalte	Verkauf zum ...	Käufer/Eigentümer	 Verkauf von  (Preis)
Nordrhein-Westfalen,Ish	4,1 Mio.	01.07.2000	Callahan Associates International LLC	55%(3,7 Mrd. €)
 	 	31.01.2003	Kabelnetz NRW Ltd. (Bankenkon-sortium unter der Führung von Deutscher Bank und Citygroup)	100%
Hessen,Iesy	1,2 Mio.	01.07.2000	Klesch & Company Limited	65%(1,4 Mrd. €)
 	 	01.01.2003	Investmentfonds Apollo und Pequot wandeln Anleihen in 90% der Anteile an Iesy um, Rest Streubesitz	100%
Baden-Württemberg,Kabel BW	2,3 Mio.	01.09.2001	Callahan Associates International LLC	60%(1,2 Mrd. €)
		16.07.2003	Private-Equity-Investoren unter der Führung von The Blackstone Group, CDP Capital-Communi-cations und Banc of America Equity Partners	100%
Bayern, KDG	2,5 Mio.	01.03.2003	Goldmann Sachs, Apax & Providence	100%(1,75 Mrd. €)
Rheinland-Pfalz, Saarland, KDG	1,0 Mio.			
Niedersachsen, Bremen, KDG	1,9 Mio.			
Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, KDG	1,6 Mio.			
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, KDG	1,3 Mio.			
Berlin, Brandenburg, KDG	2,0 Mio.
 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ü „Triple Play“ als Wettbewerbsargument

Genehmigt das Kartellamt im Sommer die Übernahme von Ish durch Iesy, wächst der Verbund mit 5,2 Millionen angeschlossenen Haushalten zum zweitgrößten Kabelnetz hinter der Kabel Deutschland GmbH (KDG), die knapp zehn Millionen Haushalte versorgt. Zurzeit ist Ish mit seinen knapp 4,1 Millionen Kunden in Nordrhein-Westfalen der fünftgrößte europäische Kabelnetzbetreiber. 1,3 der Ish-Haushalte wurden bereits so digitalisiert, dass ein „Triple Play“ inklusive Telefonie und Online-Zugang über das Kabelfernsehnetz möglich ist. Auch bei Iesy gibt es längst Online-Zugänge, vor allem im Frankfurter Raum. Ob diese Wettbewerbsimpulse reichen, um die weitere Konzentration im Bereich der TV-Kabelnetze zu kompensieren, dürfte bei der Entscheidung des Bundeskartellamtes eine zentrale Rolle spielen.