Die TV-Kabelnetzbetreiber Ish aus Nordrhein-Westfalen
und Iesy aus Hessen wollen sich zusammenschließen. Aus der Fusion der
Unternehmen soll Deutschlands zweitgrößter Kabel-Verbund mit etwa 5,2 Millionen
Haushalten werden. Stimmt das Bundeskartellamt zu, will Iesy im Sommer Ish
übernehmen und beide Unternehmen verschmelzen. Ein entsprechender Vertrag, so
teilten die Unternehmen mit, sei bereits unterzeichnet worden.
Während der Zusammenschluss der Kabel
Deutschland GmbH (KDG) mit den drei regionalen
Kabelnetzanbietern Kabel BW (Baden Württemberg), Ish (Nordrhein-Westfalen) und Iesy (Hessen) im vergangenen Herbst an Bedenken
des Bundeskartellamtes scheiterte (4 siehe Artikel Kartellamt
bremst vorerst Kabelfusion und Kabel
Deutschland stoppt Fusionsantrag), hoffen die Beteiligten diesmal auf
positivere Signale aus Bonn. Bei Ish geht das Management davon aus, dass die
Wettbewerbshüter im Juni eine positive Entscheidung bekannt geben. Schließlich
haben sowohl Ish als auch Iesy bislang deutlich stärker als KDG in die Services
Telefonie und Internet investiert, so dass die TV-Kabelnetze auch in
benachbarten Branchen für mehr Wettbewerb sorgen könnten.
KDG war mit der Übernahme von
Ish, Iesy und Kabel BW nicht zuletzt auch deshalb gescheitert, weil das Bundeskartellamt kaum Bemühungen erkennen
mochte, mit dem so genannten „Triple Play“ aus TV-Kabel, Telefonie und
Online-Diensten für neue Wettbewerbsimpulse zu sorgen. Bis zur Entscheidung des
Bundeskartellamtes wollen beide Unternehmen unabhängig bleiben. Eine
Sprecherin der Wettbewerbsaufsicht teilte mit, das Hauptprüfverfahren sei
bereits im Februar eröffnet worden. Ursprünglich waren die Fusionspläne der
EU-Kommission vorgelegt, dann aber von der Brüsseler Wettbewerbsbehörde aber an
die nationale in Deutschland abgegeben worden. Das Bundeskartellamt habe
dargelegt, dass zumindest die „Gefahr einer Wettbewerbsbeeinträchtigung“
existiere, hieß es in dem Verweisungsentscheid der EU-Kommission. Die Vermutung
sei aber noch nicht belegt.
Ü
Geschätzter Kaufpreis: 1,6 Mrd. Euro
Die von einem Konsortium um den Finanzinvestor
Apollo betriebene Frankfurter Kabelgesellschaft Iesy versorgt in Hessen etwa
1,2 Millionen Haushalte und will Ish komplett übernehmen. Der Kaufpreis wird
auf etwa 1,6 Milliarden Euro geschätzt und läge damit nicht einmal halb so hoch
wie der Betrag, den Callahan Associates International im Jahr 2000 an die Deutschen
Telekom überwies, um 55 Prozent der Gesellschafteranteile am
nordrhein-westfälischen Kabelnetz zu erwerben. Iesy will die
Übernahme bar bezahlen und zum Teil über neue Verbindlichkeiten finanzieren. Der Kaufpreis, den Iesy für
Ish bezahlt, soll die Übernahme von etwa 600 Millionen Euro Schulden
beinhalten.
Anfang 2001 musste die insolvente Ish-Muttergesellschaft
Callahan Kabel NRW GmbH von den Gläubigerbanken übernommen werden. Bei den
Käufern handelte es sich um die 38 Banken, die das Unternehmen im Herbst 2000
mit einem Forderungsverzicht in Höhe von 200 Millionen Euro und einer
Finanzspitze von 115 Millionen Euro vor der Pleite bewahrt hatten. Die
Neu-Eigentümer ließen von Anfang keinen Zweifel daran, dass sie ihre Anteile
möglichst rasch wieder verkaufen wollten. Jetzt scheinen sie ihr Ziel erreicht
zu haben.
Ü
„Triple Play“ als Wettbewerbsargument
Genehmigt das Kartellamt im Sommer die Übernahme von Ish durch Iesy, wächst der Verbund mit 5,2 Millionen angeschlossenen Haushalten zum zweitgrößten Kabelnetz hinter der Kabel Deutschland GmbH (KDG), die knapp zehn Millionen Haushalte versorgt. Zurzeit ist Ish mit seinen knapp 4,1 Millionen Kunden in Nordrhein-Westfalen der fünftgrößte europäische Kabelnetzbetreiber. 1,3 der Ish-Haushalte wurden bereits so digitalisiert, dass ein „Triple Play“ inklusive Telefonie und Online-Zugang über das Kabelfernsehnetz möglich ist. Auch bei Iesy gibt es längst Online-Zugänge, vor allem im Frankfurter Raum. Ob diese Wettbewerbsimpulse reichen, um die weitere Konzentration im Bereich der TV-Kabelnetze zu kompensieren, dürfte bei der Entscheidung des Bundeskartellamtes eine zentrale Rolle spielen.