ÜberallFernsehen auf dem Vormarsch

Neue Verbreitungsgebiete für das terrestrische Digital-TV

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 20.10.2003

 
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Nach Berlin erhalten nun auch Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen das so genannte „ÜberallFernsehen“. Dabei handelt es sich um digital ausgestrahlte TV-Programme, die über herkömmliche Fernsehantenne plus Decoder empfangen werden können. Der Start betrifft etwa 24 Millionen Haushalte und ist für das nächste Jahr geplant.

 

Mit dem UeberallFernsehen soll ein neues TV-Zeitalter beginnen. Im Vergleich zur gewohnten TV-Qualität soll das neue digitale terrestrische Fernsehen außer besseren Bildern auch mehr Programme liefern. Pro analoge Frequenz lassen sich zukünftig vier bis sechs digitale Programme (plus Zusatzdienste) ausstrahlen. Der technische Standard für das terrestrische Digital Video Broadcasting (DVB-T) macht TV-Bilder über kleine Stabantennen sogar mobil empfangbar (z.B. in fahrenden Autos oder Zügen). Voraussetzung sind spezielle Decoder (100-400 €) oder TV-Nachrüstplatinen, die digitale Daten wieder in ein analoges Bild verwandeln. Noch ein Vorteil für die Anbieter: Die Verbreitungskosten sollen nur etwa 25 Prozent der Kosten von analoger Programmausstrahlung ausmachen.

 

Ü Start bald in Norddeutschland und NRW

 

Ab 24. Mai sollen in den Regionen Köln/Bonn, Hannover/Braunschweig sowie Bremen/Unterweser jeweils 16 digitale TV-Programme terrestrisch ausgestrahlt werden, die je zur Hälfte öffentlich-rechtlich und privatwirtschaftlich genutzt werden können. In den Ballungsräumen Hamburg/Lübeck, Düsseldorf/Ruhrgebiet sowie Kiel müssen sich potenzielle Kunden noch bis zum 8. November 2004 gedulden. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern (z.B. Niederlande) wird DVB-T in Deutschland unverschlüsselt und ohne zusätzliche Gebühren ausgestrahlt.

 

In Berlin begann am 1. November 2002 für etwa 150.000 Haushalte das erste DVB-T-Pilotprojekt, das 2003 in den Regelbetrieb überging. Inzwischen sind alle analogen Kanäle abgeschaltet. Da für das neue Digitalfernsehen nicht beliebig viele freie Frequenzen zur Verfügung stehen, bedeutet die Einführung des neuen Angebotes zugleich auch den Abschied von der herkömmlichen Terrestrik. Wer nicht über einen Kabel- oder Satellitenanschluss verfügt, wird deshalb ohne eine Aufrüstung von Fernsehgerät und/oder Antenne nichts mehr empfangen können. Auch in Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland werden etwa ein halbes Jahr nach dem Start der digitalen Programme jeweils die analogen Angebote in den betroffenen Regionen komplett abgeschaltet.

 

Ü Programmangebot noch unklar

 

Welche Programme demnächst via DVB-T genau zu sehen sein werden, ist noch unklar. Außer ARD und ZDF engagieren sich auch RTL, Vox und die ProSiebenSAT.1 Media AG sowie in Norddeutschland MTV und 9live. In Berlin/Potsdam sind RTL Group und ProSiebensat.1 Media AG mit je 4 Programmen vertreten (RTL, RTL II, Super RTL, Vox bzw. SAT.1, Pro 7, Kabel 1, N24). Das ZDF zeigt außer seinem Hauptprogramm auch den Kinderkanal sowie eine Mischung aus 3sat und dem digitalen ZDF-Infokanal. Die ARD bietet arte, Phoenix und sechs 3. Programme ein. Außerdem sind Eurosport, DSF, Viva Plus, 9Live, BBC World und der Berliner Lokalsender FAB vertreten. Allerdings bietet Berlin 24 Programmplätze statt der 16, für die jetzt die Kapazitäten in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen aufgebaut werden.