Das Pay-TV-Programm Premiere hat 2003 nach Milliarden-Verlusten in den Vorjahren mit seinem operativem Geschäft nur knapp die Gewinnzone verfehlt. Der Verlust fiel mit 10,5 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) geringer aus als geplant. 2004 sollen operativ erstmals schwarze Zahlen erreicht werden.

Noch im Oktober hatte die Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG für 2003 mit einem Defizit von 30 Millionen Euro gerechnet. Nach EBITDA-Verlusten von fast 2 Milliarden Euro im Jahr 2000 und 0,9 Milliarde Euro im Jahr 2001 stand Premiere Anfang 2002 mit 2 Millionen Euro Verlust pro Tag kurz vor der Pleite. Das Jahr 2002 war insgesamt mit einem EBITDA von minus 339,2 Millionen Euro beendet worden. Schließlich musste zwar die Muttergesellschaft KirchPayTV im Mai 2002 Insolvenz anmelden, das Pay-TV-Programm selbst aber konnte gerettet werden. Seit Georg Kofler im Februar 2002 die Premiere-Geschäftsführung übernahm, geht es mit Deutschlands einzigem Pay-TV-Programm allmählich aufwärts.

Ü Ziel von 3 Millionen Kunden knapp verfehlt

Mit 2,908 Millionen Abonnenten wurde das Ziel, bis zum Jahresende mindestens 3 Millionen Kunden zu haben, zwar verfehlt. Insgesamt aber konnte Premiere im vergangenen Jahr aber etwa 300.000 Abonnenten hinzugewinnen. Im Herbst hatte Premiere sein Verschlüsselungssystem umgestellt (Einführung von Nagravison und Abschaltung von Betacrypt). Damit wurden eine Million Schwarzseher ausgeschlossen, von denen sich mit nur einigen tausend allerdings weniger als von Kofler kalkuliert zu legalen Abonnements entscheiden mochten.

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Ü 28,55 € Umsatz pro Kunde und Monat

Ursprünglich hatte das Premiere-Management für 2003 mit einem Verlust von bis zu 80 Millionen Euro gerechnet. Diese Schätzung war im Laufe des Jahres aber immer wieder reduziert worden. Für das erste Halbjahr hatte Premiere einen operativen Verlust von 15,3 Millionen Euro gemeldet. Mehr Kunden und weniger Kosten aber trugen dann zur Ertragswende bei. Für dieses Jahr kalkuliert der Vorstandschef Georg Kofler mit einem Plus „im zweistelligen Millionen-Bereich“. Den Umsatz steigerte Premiere im vergangenen Jahr um 16,6 Prozent auf 963 Millionen Euro. Wichtigster Umsatztreiber sei dabei erneut das Kerngeschäft mit Programm-Abonnements gewesen. In diesem Jahr soll der Umsatz die Milliardengrenze überschreiten, kündigte Kofler an. Dabei soll der durchschnittliche Umsatz je Kunde (ARPU: average revenue per user; Netto-Umsatz ohne Mehrwertsteuer) von 28,55 (2002: 27,54) Euro im Monat auf 30 Euro gesteigert werden.

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Ü Weiterhin Millionen-Verluste in der Bilanz

Auch wenn das operative Geschäft von Premiere (EBITDA) bald Gewinne abwerfen dürfte, bleiben in der Bilanz unterm Strich nach wie vor tief rote Zahlen. Vergangenes Jahr lief ein Defizit von etwa 205,2 Millionen Euro auf, 2002 hatte es 329,9 Millionen Euro betragen. Dieser Netto-Verlust resultiert unter anderem aus einer Abschreibung auf die Bewertung, zu der die Finanzierungsgesellschaft Permira eingestiegen ist.

Textfeld: Gesellschafterstruktur von Premiere
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Das Private-Equity-Unternehmen hatte im Frühjahr 2003 knapp zwei Drittel der Anteile an Premiere aus der Insolvenzmasse von Kirch übernommen. Deshalb wird Premiere auch 2004 nicht aus der Verlustzone kommen. Denn außer jährlichen Firmenwert-Abschreibungen von 111 Millionen Euro hat das Unternehmen weiterhin hohe Zinslasten und Abschreibungen zu tragen – insgesamt pro Jahr etwa 70 Millionen Euro. Diese fallen gemäß Handelsgesetzbuch zehn Jahre lang an, weil Premiere mit dem Einstieg der Beteiligungsgesellschaft Permira stille Reserven aktiviert hatte. Diese Belastung fiele im Falle eines Börsengangs allerdings weg. Insgesamt hatte Premiere Ende 2003 Verbindlichkeiten in Höhe von 401 Millionen Euro.

Ü Börsengang frühestens 2005

Im dritten Quartal hatte Premiere erstmals ein positives operatives Ergebnis von 16,1 Millionen Euro geschafft. Mit einem operativen Minus von 11,3 Millionen Euro (Vorjahr: Minus 59,2 Mio Euro) rutschte Premiere im vierten Quartal aber wieder in die Verlustzone. Der Umsatz wurde im vergangenen Jahr um 16,6 Prozent auf 963 Millionen Euro gesteigert. Wichtigster Umsatztreiber sei dabei erneut das Kerngeschäft mit Programm-Abonnements gewesen. Seinen für 2005 avisierten Börsengang wolle Premiere trotz der über Plan liegenden Zahlen und des günstigen Börsenklimas nicht vorziehen, erklärte Kofler: „Wir werden die Marktlage im ersten Halbjahr 2005 sondieren und dann entscheiden.“ Ziel für das laufende Jahr sei es, bis Jahresende 3,2 Millionen Abonnenten zu bekommen. Dazu sollen auch ein neues Hotelangebot beitragen sowie der Sex-Kanal Blue Movie und Pornos, die als Mediendienst angeboten werden.

3Weitere Daten zu Premiere finden Sie im Download-Bereich Daten & Fakten (Digital-TV).