Drei Monate nach dem Erwerb der TV-Rechte für die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat die Arena Sportrechte Marketing GmbH in München ihr Konzept vorgestellt. Das Programm soll zunächst über die Kabelnetze von Ish und Iesy sowie über Astra verbreitet werden.

Arena will alle 612 Spiele der ersten und zweiten Bundesliga live und als Konferenzschaltung anbieten. Ob die Paarungen auch in den Kabelnetzen außerhalb von Nordrhein-Westfalen (Ish) und Hessen (Iesy) zu sehen sein werden, hängt von den Verhandlungen mit der Kabel Deutschland GmbH (KDG, ca. 10 Millionen Haushalte) ab, die mit Ausnahme von Baden Württemberg (Kabel BW) alle anderen Regionen auf der Netzebene 3 versorgt. Größtes Hindernis bei den Verhandlungen zwischen Arena und KDG war lange, dass beide Unternehmen um den direkten Kundenzugang (Vermarktung und Kundenabrechnung) kämpfen.

Ü Kabel-Kampf um Kunden

KDG fürchtet, dass Arena dauerhaft auch außerhalb von Nordrhein-Westfalen und Hessen auf der Netzebene 4 Kunden gewinnen könnte. Schon heute hat die Firma Telecolumbus, die wie Arena hundertprozentig zur Muttergesellschaft Unity Media gehört, in den KDG-Verbreitungsgebieten etwa zehn Millionen Kunden. Um nicht auf die KDG-Haushalte verzichten zu müssen, musste Unity Media nach eigenen Angaben inzwischen KDG das Recht einräumen, als Weiterverkäufer zu fungieren und „somit die Kundendaten exklusiv kontrollieren“ zu können. Differenzen aber gibt es offenbar noch bei Preisfragen und Minimumgarantien. „Wir sind guten Mutes, dass es da demnächst eine Einigung gibt“, versprach Arenas Programm-Geschäftsführer Dejan Jocic.

Textfeld: Deutscher TV-Kabelmarkt
Etwa 55 Prozent aller deutschen Haushalte empfangen ihre Programme per Fernseh-Kabel. Das deutsche TV-Kabelnetz ist so gegliedert, dass überregional (Netzebene 3) die großen Versorger Ish (Nordrhein-Westfalen), Iesy (Hessen), Kabel BW (Baden-Württemberg) und Kabel Deutschland GmbH (alle übrigen Bundesländer) zuständig sind. Diese Unternehmen haben in ihren Verbreitungsgebieten aber nur zu etwa einem Drittel aller Endkunden direkten Zugang. Statt dessen gehören die meisten lokalen Netze (Netzebene 4) etwa 3000 kleineren Versorgern. Die größten davon sind Telecolumbus und EWT (jeweils ca. 2 Mio. Kunden) sowie Primacom (ca. 1 Mio. Kunden).
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Da die Pay-TV-Signale mit einer Grundverschlüsselung ausgestrahlt werden, müssen Kabelhaushalte einen speziellen Receiver erwerben, der von Arena für 49 Euro angeboten wird. Außerdem können nach Angaben von Arena für den Kabel-Empfang auch alle Premiere-Decoder eingesetzt werden, in die dann eine spezielle Smartcard eingeschoben werden muss. Zur monatlichen Gebühr von 14,90 Euro kommen pro Haushalt einmalig eine „Aktivierungsgebühr“ von 19,95 Euro hinzu. Kunden von Ish und Iesy, die sich bis Ende Mai für ein Abonnement entscheiden, erhalten Rabatt und müssen für die ersten ein oder zwei Jahre monatlich nur 9,90 zahlen.

Ü Satelliten-Haushalte zahlen mehr

Satelliten-Haushalte sollen monatlich 19,90 Euro (14,90 Euro plus 5 Euro „Zugangsgebühr“) zahlen, müssen für den erforderlichen Arena-Decoder 89 Euro ausgeben sowie einmalig eine Aktivierungsgebühr von 29,95 bezahlen. Das Satellitensignal wird über die Cryptoworks-Technologie des niederländischen Unternehmens Irdeto verschlüsselt. „Darüber hinaus prüfen wir die Verschlüsselung für bestehende Decoder nach Nagravision-Standard“, kündigte Christoph Bellmer an, der im Arena-Vorstand für Technik und Vertrieb zuständig ist. Mit Nagravison verschlüsselt auch Premiere. Sollte bei den Verhandlungen eine Lösung gefunden werden, müssten sich die 1,8 Millionen Premiere-Kunden, die das Pay-TV-Programm des Marktführers via Satellit empfangen, für die Arena-Programme keinen neuen Decoder kaufen, sondern brauchten nur eine andere Smartcard.

Arena hat sich bei SES Astra einen kompletten digitalen Transponder für zehn TV-Kanäle gesichert. Für die Sendetechnik und Verschlüsselung soll allerdings nicht die Astra-Tochterfirma APS zuständig sein, sondern die Sendetechnik-Tochtergesellschaft des Österreichischen Rundfunks, ORS. Die Aufnahmen in den Stadien macht – wie zurzeit auch für Premiere – das EM.TV-Tochterunternehmen Plazamedia.

Ü Prominentes Personal

Für die Präsentation der Fußballspiele im Studio und in den Stadien hat Arena eine Reihe prominenter Moderatoren und Reporter verpflichtet, die den Zuschauern bereits von anderen Programmen bekannt sind. Dazu zählen unter anderen Oliver Welke, Uli Köhler, Werner Hansch (alle Sat.1), Günther Koch (Bayerischer Rundfunk) sowie Holger Pfandt und Norbert Dobeleit. Obwohl Premiere nur samstags alle Spiele live zeigt und die Paarungen freitags und sonntags lediglich als Konferenzschaltung angeboten werden, kostet das aktuelle Fußball-Paket 34,90 Euro und ist damit teurer als das Arena-Angebot für die neue Spielzeit. Die Sportschau der ARD wird die sechs Samstagspartien (bislang noch sieben) in der kommenden Saison erst ab 18.30 Uhr zeigen dürfen.

Die Arena Sportrechte Marketing GmbH hatte die Bundesliga-Rechte am 21. Dezember für etwa 240 Millionen Euro pro Spielzeit von der Deutschen Fußballliga (DFL) erworben und damit Premiere überboten. In dem Kaufvertrag musste sich Arena verpflichten, zum Saisonauftakt mindestens vierzig Prozent aller deutschen Haushalte versorgen zu können (4 siehe Artikel Fußball-Poker: ARD siegt, Premiere verliert). Mit den zurzeit gesicherten Netzstrukturen erreicht Arena über Kabel und Satellit technisch etwa 21 Millionen von ungefähr 37 Millionen TV-Haushalten in Deutschland. Arena ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Kabelnetzbetreiber-Konsortiums Unity Media, zu dem sich die Kabelnetzanbieter Ish, Iesy und Telecolumbus zusammen geschlossen haben. Gesellschafter von Unity Media sind die Finanzinvestoren BC Partners und Apollo.

Ü Engpässe im Kabel?

Zu den Problemen, die Arena noch bis zum Bundesliga-Auftakt am 11. August lösen muss, zählt außer einer Einigung mit KDG vor allem die Frage, ob Premiere-taugliche Receiver eingesetzt werden können. Dann müssten sich Fußball-Fans nicht eine zweite Set-Top-Box auf ihren Fernseher stellen, was die Vermarktungschancen von Arena erhöhen würde. Sollten andere Programme auf die Decoder des Unternehmens überspielt werden, erhält Premiere dafür eine Beteiligung an den Erlösen.

Zu Schwierigkeiten könnte es auch angesichts von Engpässen in den Kabelnetzen kommen. So hat etwa der Direktor der nordrhein-westfälischen Landesanstalt für Medien (LfM), Norbert Schneider, erklärt, in seinem Bundesland gäbe es nicht genügend Kabelkanäle, um samstags parallel alle Spiele live auszustrahlen. Deshalb wird Arena entweder während der Übertragung andere Pay-TV-Kanäle des Kabelnetzbetreibers Ish umwidmen müssen oder mit dem Konkurrenten Premiere verhandeln müssen, der sich Kabelplätze sicherte, die nicht alle benötigt werden.

Ü Finanzierung gesichert

Fraglich ist auch, mit welchen Inhalten das von der LfM Anfang März lizenzierte Arena-Programm außerhalb der Fußball-Zeiten gefüllt werden soll. Bislang wurden nur Senderechte an den Spielen italienischer Fußball-Erstligisten erworben. Auf die Frage, was Arena außer Fußball noch biete, wird auf der Arena-Homepage folgende Antwort gegeben: „Wir prüfen gerade verschiedene redaktionelle Konzepte wie Reportagen; Hintergrundberichte; tägliche Sportnachrichten usw. In jedem Fall werden wir Wiederholungen der Spiele vom vorausgegangenen Wochenende sowie die Arena-Zusammenfassung der Spieltage zeigen.“

Zur Finanzierung des Fußball-Geschäftes hat sich Unity Media zunächst eine Bürgschaft der Deutschen Bank gesichert und will eine Anleihe in Höhe von 1,35 Milliarden Euro mit variablem Zinssatz ausgeben. Die Anleihe soll bis 2013 laufen und wird von Deutscher Bank, Citigroup sowie Goldman Sachs betreut. Außer den Rechte-Kosten müssen pro Saison etwa dreißig bis fünfzig Millionen Euro für die Plazamedia-Produktion und die Redaktion ausgegeben werden. Unity-Media-Chef Parm Sandhu erklärte, innerhalb von drei Jahren wolle Arena etwa 3,5 Millionen Abonnenten gewinnen und damit die Gewinnschwelle erreichen.