Drei Monate
nach dem Erwerb der TV-Rechte für die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat die Arena
Sportrechte Marketing GmbH in München ihr Konzept vorgestellt. Das Programm
soll zunächst über die Kabelnetze von Ish und Iesy sowie über Astra verbreitet
werden.
Arena will
alle 612 Spiele der ersten und zweiten Bundesliga live und als
Konferenzschaltung anbieten. Ob die Paarungen auch in den Kabelnetzen außerhalb
von Nordrhein-Westfalen (Ish) und Hessen (Iesy) zu sehen sein werden, hängt
von den Verhandlungen mit der Kabel Deutschland GmbH (KDG, ca. 10 Millionen Haushalte) ab, die mit
Ausnahme von Baden Württemberg (Kabel BW)
alle anderen Regionen auf der Netzebene 3 versorgt. Größtes Hindernis bei den
Verhandlungen zwischen Arena und KDG war lange, dass beide Unternehmen um den
direkten Kundenzugang (Vermarktung und Kundenabrechnung) kämpfen.
Ü
Kabel-Kampf um Kunden
KDG fürchtet, dass Arena dauerhaft auch
außerhalb von Nordrhein-Westfalen und Hessen auf der Netzebene 4 Kunden
gewinnen könnte. Schon heute hat die Firma Telecolumbus, die wie Arena
hundertprozentig zur Muttergesellschaft Unity Media gehört, in den KDG-Verbreitungsgebieten
etwa zehn Millionen Kunden. Um nicht auf die KDG-Haushalte verzichten zu
müssen, musste Unity Media nach eigenen Angaben inzwischen KDG das Recht
einräumen, als Weiterverkäufer zu fungieren und „somit die
Kundendaten exklusiv kontrollieren“ zu können. Differenzen aber gibt es offenbar noch bei Preisfragen
und Minimumgarantien. „Wir sind guten Mutes, dass es da demnächst eine Einigung
gibt“, versprach Arenas Programm-Geschäftsführer Dejan Jocic.
Da die Pay-TV-Signale mit einer
Grundverschlüsselung ausgestrahlt werden, müssen Kabelhaushalte einen
speziellen Receiver erwerben, der von Arena für 49 Euro angeboten wird.
Außerdem können nach Angaben von Arena für den Kabel-Empfang auch alle
Premiere-Decoder eingesetzt werden, in die dann eine spezielle Smartcard
eingeschoben werden muss. Zur monatlichen Gebühr von 14,90 Euro kommen pro
Haushalt einmalig eine „Aktivierungsgebühr“ von 19,95 Euro hinzu. Kunden von
Ish und Iesy, die sich bis Ende Mai für ein Abonnement entscheiden, erhalten
Rabatt und müssen für die ersten ein oder zwei Jahre monatlich nur 9,90 zahlen.
Ü
Satelliten-Haushalte zahlen mehr
Satelliten-Haushalte sollen monatlich 19,90
Euro (14,90 Euro plus 5 Euro „Zugangsgebühr“) zahlen, müssen für den
erforderlichen Arena-Decoder 89 Euro ausgeben sowie einmalig eine
Aktivierungsgebühr von 29,95 bezahlen. Das Satellitensignal wird über die
Cryptoworks-Technologie des niederländischen Unternehmens Irdeto verschlüsselt.
„Darüber hinaus prüfen wir die Verschlüsselung für bestehende Decoder nach
Nagravision-Standard“, kündigte Christoph Bellmer an, der im Arena-Vorstand für
Technik und Vertrieb zuständig ist. Mit Nagravison verschlüsselt auch Premiere. Sollte bei den Verhandlungen eine Lösung gefunden werden, müssten sich
die 1,8 Millionen Premiere-Kunden, die das Pay-TV-Programm des Marktführers via
Satellit empfangen, für die Arena-Programme keinen neuen Decoder kaufen,
sondern brauchten nur eine andere Smartcard.
Arena hat sich bei SES Astra einen kompletten
digitalen Transponder für zehn TV-Kanäle gesichert. Für die Sendetechnik und
Verschlüsselung soll allerdings nicht die Astra-Tochterfirma APS zuständig
sein, sondern die Sendetechnik-Tochtergesellschaft des Österreichischen Rundfunks,
ORS. Die Aufnahmen in den Stadien macht – wie zurzeit auch für Premiere – das
EM.TV-Tochterunternehmen Plazamedia.
Ü
Prominentes Personal
Für die Präsentation der Fußballspiele im Studio
und in den Stadien hat Arena eine Reihe prominenter Moderatoren und Reporter
verpflichtet, die den Zuschauern bereits von anderen Programmen bekannt sind.
Dazu zählen unter anderen Oliver Welke, Uli Köhler, Werner Hansch (alle Sat.1),
Günther Koch (Bayerischer Rundfunk) sowie Holger Pfandt und Norbert Dobeleit.
Obwohl Premiere nur samstags alle Spiele live zeigt und die Paarungen freitags
und sonntags lediglich als Konferenzschaltung angeboten werden, kostet das
aktuelle Fußball-Paket 34,90 Euro und ist damit teurer als das Arena-Angebot
für die neue Spielzeit. Die Sportschau
der ARD
wird die sechs Samstagspartien (bislang noch sieben) in der kommenden Saison
erst ab 18.30 Uhr zeigen dürfen.
Die Arena Sportrechte Marketing GmbH
hatte die Bundesliga-Rechte am 21. Dezember für etwa 240 Millionen Euro pro
Spielzeit von der Deutschen Fußballliga (DFL) erworben und damit Premiere
überboten. In dem Kaufvertrag musste sich Arena verpflichten, zum Saisonauftakt
mindestens vierzig Prozent aller deutschen Haushalte versorgen zu können (4
siehe Artikel Fußball-Poker:
ARD siegt, Premiere verliert). Mit den zurzeit gesicherten Netzstrukturen erreicht Arena über
Kabel und Satellit technisch etwa 21 Millionen von ungefähr 37 Millionen
TV-Haushalten in Deutschland. Arena ist eine hundertprozentige
Tochtergesellschaft des Kabelnetzbetreiber-Konsortiums Unity Media, zu dem sich
die Kabelnetzanbieter Ish, Iesy und Telecolumbus zusammen geschlossen haben.
Gesellschafter von Unity Media sind die Finanzinvestoren BC Partners und
Apollo.
Ü
Engpässe im Kabel?
Zu den Problemen, die Arena noch bis zum
Bundesliga-Auftakt am 11. August lösen muss, zählt
außer einer Einigung mit KDG vor allem die Frage, ob Premiere-taugliche
Receiver eingesetzt werden können. Dann müssten sich Fußball-Fans nicht eine
zweite Set-Top-Box auf ihren Fernseher stellen, was die Vermarktungschancen von
Arena erhöhen würde. Sollten andere Programme auf
die Decoder des Unternehmens überspielt werden, erhält Premiere dafür eine
Beteiligung an den Erlösen.
Zu Schwierigkeiten könnte es auch angesichts
von Engpässen in den Kabelnetzen kommen. So hat etwa der Direktor der
nordrhein-westfälischen Landesanstalt für Medien (LfM), Norbert Schneider, erklärt, in seinem
Bundesland gäbe es nicht genügend Kabelkanäle, um samstags parallel alle Spiele
live auszustrahlen. Deshalb wird Arena entweder während der Übertragung andere
Pay-TV-Kanäle des Kabelnetzbetreibers Ish umwidmen müssen oder mit dem
Konkurrenten Premiere verhandeln müssen, der sich Kabelplätze sicherte, die
nicht alle benötigt werden.
Ü
Finanzierung gesichert
Fraglich ist auch, mit welchen Inhalten das
von der LfM Anfang März lizenzierte Arena-Programm außerhalb der Fußball-Zeiten
gefüllt werden soll. Bislang wurden nur Senderechte an den Spielen
italienischer Fußball-Erstligisten erworben. Auf die Frage, was Arena außer
Fußball noch biete, wird auf der Arena-Homepage folgende Antwort gegeben: „Wir
prüfen gerade verschiedene redaktionelle Konzepte wie Reportagen;
Hintergrundberichte; tägliche Sportnachrichten usw. In jedem Fall werden wir
Wiederholungen der Spiele vom vorausgegangenen Wochenende sowie die
Arena-Zusammenfassung der Spieltage zeigen.“
Zur Finanzierung des Fußball-Geschäftes hat
sich Unity Media zunächst eine Bürgschaft der Deutschen Bank gesichert und will
eine Anleihe in Höhe von 1,35 Milliarden Euro mit variablem Zinssatz ausgeben.
Die Anleihe soll bis 2013 laufen und wird von Deutscher Bank, Citigroup sowie
Goldman Sachs betreut. Außer den Rechte-Kosten müssen pro Saison etwa dreißig
bis fünfzig Millionen Euro für die Plazamedia-Produktion und die Redaktion
ausgegeben werden. Unity-Media-Chef Parm Sandhu erklärte, innerhalb von drei
Jahren wolle Arena etwa 3,5 Millionen Abonnenten gewinnen und damit die
Gewinnschwelle erreichen.