Deutsche Welle ab 2002 in Bonn

Schürmann-Bau als neues Domizil

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 27.06.2000

 
 

 

 

 

 

 

 


Deutschlands teuerstes Funkhaus, der so genannte Schürmann-Bau in Bonn, hat am 27. Juni Richtfest gefeiert.

 

Wenn der neue Stammsitz der Deutschen Welle (DW) Ende 2001 bezugsfertig ist, wird das Projekt 1,4 Milliarden Mark verschlungen haben. In spätestens zwei Jahren soll die Deutsche Welle dann in den ursprünglich als Abgeordnetenhaus geplanten Schürmann-Bau einziehen. Schließlich sollen etwa tausend der jetzt noch etwa 1700 DW-Mitarbeiter in einem voll digitalisierten Funkhaus arbeiten. Noch aber kämpfen Techniker und Planer mit den Tücken des Objektes, um aus dem geplanten Abgeordnetenhaus ein modernes Mediengebäude zu machen. Die Deutsche Welle muss von Köln nach Bonn umziehen, weil ihr derzeitiges Gebäude seit Jahren von Asbest verseucht ist.


Mit dem Umzug der vom Bund finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt (Jahresetat: knapp 600 Mio. Mark) endet für den Schürmann-Bau eine wenig schmeichelhafte Geschichte: 1983 hatte der Kölner Architekt Joachim Schürmann mit den Planungen begonnen, 1989 bewilligte der Haushaltsausschuss des Bundestages für den neuen Bürokomplex der Bundestagsmitglieder im Schatten des alten Abgeordneten-Hochhauses („Langer Eugen“) 640 Millionen Mark. Doch dann kam erst die Wiedervereinigung und schließlich Weihnachten 1993 das Rheinhochwasser. Das Fundament wurde unterspült, die Bauarbeiten mussten gestoppt und ein Schuldiger gefunden werden. Vergleichsverhandlungen mit der holländischen Rohbaufirma scheiterten, und der Bund zog schließlich vor Gericht und forderte 286 Millionen Mark. Im März dieses Jahres endlich gab das Bonner Landgericht dem Bundesbauministerium Recht.

Ü Millionen-Kosten durch Baustillstand

Der jahrelange Baustillstand und das geänderte Konzept kosten den Steuerzahlern am Ende 450 Millionen Mark. 1994 zeichnete sich die Deutsche Welle als neuer Nutzer ab, seit Mitte 1997 wurde wieder gebaut. Der Begriff Schürmann-Bau ist längst zum Inbegriff öffentlicher Fehlplanung geworden und für den Architekten alles andere als eine positive Visitenkarte. Schürmann trug an dem Desaster keine Schuld, zog sich aber dennoch mehrere Jahre lang fast völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Beim Richtfest erklärte er, schwerer Schaden sei nicht nur dem Gebäude, sondern auch ihm und seinem Architektenbüro zugefügt worden.


Für die Deutsche Welle soll das neue Zuhause in der Rheinaue trotz Etatkürzungen zum Symbol für Weltoffenheit und moderne Medienkompetenz werden. Zurzeit arbeiten etwa 1700 Mitarbeiter aus 70 Nationen in den Bereichen Programm, Technik und Verwaltung. Außer in Köln unterhält die Deutsche Welle Studios in Bonn, Berlin, Washington, Moskau und Brüssel. Das Deutsche Programm von „DW-radio“ wird in Vier-Stunden-Blöcken via Kurzwelle und Satelliten weltweit ausgestrahlt. Hinzu kommen Radioprogramme in 35 Fremdsprachen und auch Fernsehprogramme, die allerdings bald komplett von Berlin aus erstellt werden sollen.