Kirch, ARD & ZDF endlich im Finale
Vertrag für die WM-Fernsehrechte so gut wie
perfekt
Von Dr. Matthias Kurp, 10.05.2001
ARD und ZDF haben
ungefähr zeitgleich mit dem FC Bayern das Finale erreicht: Der Vertrag über die
Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 scheint so gut wie perfekt.
Nachdem
zuletzt vor allem eine Art Verwendungsbeschränkung bei der digitalen Satellitenausstrahlung
für Unruhen in den Reihen von ARD
und ZDF gesorgt hatte, wurde
dieses Problem nun zunächst ausgeklammert. Die KirchGruppe hatte nämlich
verlangt, die öffentlich-rechtlichen Anbieter müssten gewährleisten, dass in
den Nachbarländern ihre Übertragungen nicht via Satellit empfangbar seien. Dies
hätte Kirch eine Vermarktung seiner Rechte im Ausland erschwert. Nun wurde nach
Angaben von ARD-Sprecher Rüdiger Oppers vereinbart, dass zunächst geprüft
werde, ob sich das Problem bei der digitalen Ausstrahlung technisch (durch
Verschlüsselung) lösen lasse. Sollte dies nicht der Fall sein, soll auf die digitale
Satellitenausstrahlung verzichtet werden. Die analoge Verbreitung über den
Satelliten Astra sei davon aber nicht betroffen, betonte ZDF-Intendant Dieter
Stolte.
Sollten nach den ZDF-Gremien auch die Aufsichtsorgane
der ARD-Anstalten zustimmen, erhalten ARD und ZDF wie geplant die exklusiven
Live-Rechte an 24 oder 25 Spielen der WM 2002 in Japan und Südkorea.
Garantiert zum Rechte-Paket gehören alle Spiele mit deutscher Beteiligung,
Eröffnungsspiel, Halbfinale und Endspiel. Sollte das DFB-Team um den dritten
Platz spielen, würde auch das live im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
übertragen. Der von ARD-Intendant Fritz Pleitgen, ZDF-Intendant Dieter Stolte
und Kirch-Manager Dieter Hahn am 9. Mai unterzeichnete Vertrag sieht vor, dass
ARD und ZDF 2002 bei allen 64 WM-Paarungen ein Erstzugriffsrecht haben.
Dafür sollen sie etwa 220 Millionen Mark plus Mehrwertsteuer zahlen. Für die
Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland haben sich ARD und ZDF eine Option
gesichert. Sollten sie schließlich den Zuschlag nicht erhalten, würde das Kirch
100 Millionen Mark kosten.
Die
Zahlung für die WM 2002 wollen ARD und ZDF so abwickeln, dass zunächst 120
Millionen Mark fällig werden und in einer zweiten Tranche erst dann die restlichen
100 Millionen Mark, wenn eine Einigung über die Rechte für die WM 2006 erzielt
wurde. In bar aber fließt nur ein Teil der Summen. Vielmehr wollen die
öffentlich-rechtlichen Anbieter Kirch im Gegenzug Übertragungsrechte an den Olympischen Spielen 2002 und 2004 überlassen. ZDF-Chef Stolte versprach aber, an Kirch
würden lediglich Nachverwertungs- oder Parallelverwertungsrechte übertragen:
„Wir werden im gewohnten Umfang alle Disziplinen selber übertragen.“ Für die Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal wurde außerdem eine so genannte
„Bemühungsklausel“ vereinbart. Dabei geht es um acht Vorrundenspiele und zwei
Viertelfinalpaarungen, die von der Kirch-Gruppe live verwertet werden dürfen.
Voraussetzung dafür aber ist noch eine entsprechende Genehmigung der UEFA. Das Paket soll einen Wert
von 65 Millionen Mark haben.
Für die Übertragungsrechte an der WM 2006 sollen ARD
und ZDF alles in allem etwa 500 Millionen Mark zahlen. Auch dafür aber
erhielten sie nur einen Teil der Übertragungsrechte. Komplett nämlich sind alle
64 Spiele live nur im Pay-TV zu sehen. Premiere World bastelt schon für die WM 2002 an ähnlichen
Paketen, wie sie zur Zeit bereits für die Fußball-Bundesliga gelten. Nicht im
ARD/ZDF-Vertrag eingeschlossen sind auch die Zweitverwertungsrechte. Außer in
den Nachrichten werden damit bei ARD und ZDF keine Aufzeichnungen oder
Zusammenfassungen zu sehen sein. Dies ist vor allem im nächsten Jahr ein großer
Nachteil, wenn wegen der Zeitverschiebung die Spiele in Japan und Südkorea live
nur zwischen 8.30 und 15 Uhr mitteleuropäischer Zeit ausgetragen werden.
Favorit für alle Zweitverwertungen ist derzeit Kirchs Programm SAT.1. Im Hörfunk jedoch haben
die ARD-Sender weiterhin unbeschränkt alle Möglichkeiten der
Live-Berichterstattung.