ARD und ZDF verlieren (vorerst?) WM-Rechte

Verhandlungen mit der Kirch-Gruppescheinen gescheitert

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 21.02.2001

 
 

 

 

 

 

 

 


Die Spiele des Fußball-Weltmeisterschaft 2002 werden nicht live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein. Die Verhandlungen von ARD und ZDF mit der Kirch-Gruppe sind gescheitert. Nun will Kirch mit privat-kommerziellen Anbietern verhandeln.

 

Am 21. Februar haben sowohl die öffentlich-rechtlichen Verhandlungsführer als auch Kirch-Vize Dieter Hahn die Verhandlungen als gescheitert erklärt. Damit sind im nächsten Jahr erstmals seit 1954 Spiele einer Fußball-Weltmeisterschaft nicht mehr live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu verfolgen. Nachdem die Intendanten der ARD am 20. Februar zum dritten Mal einen Vertragsentwurf abgelehnt hatten, war die Kirch-Gruppe zu weiteren Gesprächen nicht mehr bereit. "Das ist eine endgültige Entscheidung, es gibt kein zurück. Wir bedauern, dass wieder ein zuvor mit den Verhandlungsführern von ARD und ZDF erzieltes Ergebnis von anderen ARD-Intendanten abgelehnt worden ist", wird Kirch-Manager Dieter Hahn von dpa zitiert.

Grund für das Scheitern der Verhandlungen blieb die Tatsache, dass ARD und ZDF nur ein Paket für die Rechte an den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 schnüren wollten, während die Kirch-Gruppe für 2006 nur eine Zusage, aber noch keine Vertragssumme fixieren wollte. "Damit waren alle Bemühungen, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen, gescheitert", kommentierte der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen. ZDF-Intendant Dieter Stolte sprach von einer "vertanen Chance für ARD/ZDF und die Kirch-Gruppe". Kirch spekuliert offenbar darauf, dass die Entwicklung im Fernsehgeschäft den Preis für die Rechte automatisch nach oben treiben wird, so dass ein späterer Vertragsabschluss für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland mehr Erlöse beschert als eine vorzeitige Paketlösung.

Ü Verhandlungen mit kommerziellen Anbietern?

Die Kirch-Gruppe will nun für die WM-Rechte einen privat-kommerziellen Anbieter finden. Gemäß Rundfunkstaatsvertrag müssen die Spiele mit deutscher Beteiligung sowie das Eröffnungsspiel, die Halbfinalspiele und das Finale in jedem Fall im Free-TV zu sehen sein. Kirch-Adlatus Hahn erklärte, angeboten werde nach wie vor ein Paket mit 24 von insgesamt 64 Spielen. Alle Spiele live darf nur Kirchs Pay-TV-Programm Premiere World zeigen.

Nun müssen RTL, SAT.1 & Co. kalkulieren, ob sie für die WM-Rechte 2002 tatsächlich die von Kirch geforderten 250 Millionen Mark aufbringen wollen. Auch die Hörfunk-Rechte sollen nun an privatwirtschaftliche Anbieter vermarktet werden.

Hans Mahr, der Informationsdirektor von RTL, zeigt sich "grundsätzlich interessiert" an den Fußball-Rechten, hat aber bislang noch nicht mit Kirch verhandelt. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte bereits am Montag berichtet, auch die zur Kirch-Gruppe gehörende ProSiebenSat.1 Media AG habe Interesse. Größtes Problem aber dürfte die Vermarktung der teuren Rechte sein. Schließlich lohnen sich auch die Fußball-Bundesliga-Rechte für Sat.1 nur unter Image-Gesichtspunkten, weil die Werbeeinnahmen von "ran" weit unter den Kosten liegen. Besonders schwierig dürfte die WM-Vermarktung 2002 vor allem deshalb sein, weil die Spiele um 8.30 Uhr, um 11 oder um 13 Uhr beginnen, so dass viele Zuschauer nicht live dabei sein können.