Rundfunkgebühr wird Zwangsabgabe
Abrechnung nicht mehr pro Gerät, sondern pro
Haushalt
Von Dr. Matthias Kurp, 26.10.2001
Rundfunkgebühren
sollen demnächst nicht mehr pro Gerät, sondern pro Haushalt berechnet werden.
Das beschlossen die Ministerpräsidenten am Rande ihrer Tagung in Saarbrücken.
Eigentlich
hatten sich die Ministerpräsidenten der Bundesländer bereits im Vorfeld ihrer
Sitzung in Saarbrücken (26./27. Oktober) darauf geeinigt. Und Bayerns
Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hatte es schon im Rahmen der Medientage München
(17.-19. Oktober) abgekündigt: Die Zeiten, in denen an die
Gebühreneinzugszentrale (GEZ) in Köln nur diejenigen Rundfunkgebühren pro Monat
überweisen müssen, die auch tatsächlich Radio und TV-Gerät besitzen, sind bald
vorbei. Bei der alten Regelung gab es gleich zwei Probleme: Erstens entzogen
sich viele Haushalte der Gebühr, weil sie einfach behaupteten, keine
Rundfunkempfangsgeräte zu besitzen. Die GEZ musste dann teure Nachforschungen
betreiben, um Schwarzsehern das Gegenteil zu beweisen. Zweitens lassen sich
Hörfunk- und TV-Programme längst auch über PC und Internet empfangen. Bis Ende
2003 war dieser Empfang zwar noch per Staatsvertrag von den Gebühren befreit.
Für die Zeit danach aber musste eine neue Regelung her.
Geht es nach den Plänen der Ministerpräsidenten, soll
die neue Rundfunkgebühr ab 2004 unabhängig vom Vorhandensein und von der Art
der Empfangsgeräte pro Haushalt oder Betrieb fällig werden. Eine
PC-Rundfunkgebühr ist damit vorerst vom Tisch. Die neue "Zwangsabgabe"
bedarf keiner aufgeblähten Verwaltungsstrukturen mehr und soll nur unter
besonderen Bedingungen nicht fällig werden. So müssen Personen, die keine
entsprechenden Geräte besitzen, dies zukünftig nachweisen. Unklar ist noch, ob
und wie stark betriebliche genutzte PC belastet werden sollen. Der
rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) schlug vor, in der neuen
Gebührenordnung müsse eine Staffelung nach Betriebsgrößen verankert werden.
Ü
ARD und ZDF haben Angst vor Einnahmeausfällen
ZDF-Intendant Prof. Dr. Dieter Stolte und der
ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen hatten die Ministerpräsidenten bereits vor zwei
Wochen in einem Brief gewarnt, die neue Regelung würde für das
öffentlich-rechtliche System empfindliche Einnahmeausfälle bedeuten. Dabei
wurde der Verlust durch wegfallende Mehrfachzahlung aus Privathaushalten sowie
aus Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen auf 857 Millionen Mark
beziffert. Dem stünden pro Jahr nur Einsparungen bei der GEZ von 80 Millionen
Mark und Mehreinnahmen durch das Erfassen von zurzeit noch vorhandenen
Schwarzsehern von 347 Millionen Mark gegenüber. Während der Medientage München
bezifferten Stolte und Pleitgen die jährlichen Einnahmeausfälle sogar auf bis
zu 1 Milliarde Mark. Aus einem Berichtsentwurf der Kommission zur Ermittlung
des Finanzbedarfs (KEF) von ARD
und ZDF geht indes hervor,
dass die ARD bis zum Ende der aktuellen Gebührenperiode (Ende 2004) einen
Überschuss von 1,66 Milliarde Mark erwirtschaften wird.
Bevor die von den Ministerpräsidenten ausgehandelte
Gebührenlösung im Rundfunkstaatsvertrag verankert wird, sollen zunächst noch
einmal Gespräche mit den Spitzen von ARD, ZDF und KEF geführt werden, erklärte
der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU). Ziel der neuen Regelung
soll auch sein, die zuletzt zum Jahresbeginn erhöhten Rundfunkgebühren 31,58
Mark (16,15 Euro) ab 2005 nicht erneut anheben zu müssen.