Die ProSiebenSat.1 Media AG hat sich für die kommenden drei Jahre die deutschen Fußball-Übertragungsrechte an der Champions League gesichert. Nach elf Jahren bei RTL werden damit die Fußballspiele der europäischen Königsklasse demnächst bei SAT.1 zu sehen sein.

Das Rechtepaket mit einem geschätzten Volumen zwischen 70 und 85 Millionen Euro umfasst insgesamt 39 Live-Spiele und neunzig so genannte Highlight-Magazine. Pro Saison darf Sat.1 also 13 Live-Paarungen und dreißig Magazinsendungen zeigen. Außerdem handelte die ProSiebenSat.1 Media AG als erstes deutsches TV-Unternehmen das Recht aus, pro Spielwoche das interessanteste Match der Champions League frei auswählen zu können. Für RTL bestand früher stets eine Sendeverpflichtung am Mittwoch, während die Begegnungen am Dienstag für das Pay-TV-Programm Premiere reserviert waren.

Bislang hatte Sat.1 zwar die Bundesliga-Rechte, aber wenig Live-Spiele zeigen können. „Wir werden uns in der Fußballberichterstattung künftig vermehrt auf quotenstarke Live-Events konzentrieren, auf Spiele und Begegnungen, bei denen es für die beteiligten Mannschaften um alles oder nichts geht“, kommentierte Urs Rohner, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media AG, den Vertragsabschluss. Alle Spiele einschließlich des Finals werden jeweils dienstags oder mittwochs ab 20.15 Uhr übertragen. Außerdem strahlt Sat.1 in jeder Spielzeit dreißig Highlight-Magazine am Wochenende aus, die durch Beiträge und Interviews rund um die UEFA Champions League ergänzt werden sollen. Darüber hinaus, so hieß es in einer Pressemitteilung, werde auch das Nachrichtenprogramm N24 künftig regelmäßig über die UEFA Champions League berichten.

 

Ü RTL-Chef prognostiziert Sat.1 weitere Verluste

 

Seit 1992 hatte – mit Ausnahme des tm3-Intermezzos 1999 – RTL die Champions-League-Rechte in Deutschland nutzen können. Was dem Image des Programms diente, bedeutete wirtschaftlich allerdings Verluste. RTL hielt sich deshalb beim Bieterwettbewerb zurück und zeigte nur Interesse an Paarungen mit deutscher Beteiligung. In der vergangenen Spielzeit hatte Europas erfolgreichstes TV-Programmanbieter nach dem Ausscheiden deutscher Teilnehmer sogar Rechte an das Deutsche Sportfernsehen (DSF) abgetreten, um statt Fußball lieber quotenträchtigere Formate einzusetzen. „Mit der Champions League kann auch in Zukunft kein Sender auf eine schwarze Null kommen“, kommentierte RTL-Chef Gerhard Zeiler den Vertrag zwischen UEFA und ProSiebenSat.1 Media AG.

RTL und Premiere hatten zuletzt zusammen etwa 127 Millionen Euro pro Saison an die UEFA und ihre Rechteagentur Team überweisen müssen. Die Konditionen für einen neuen Vertrag mit Premiere stehen noch nicht fest. „Wir haben noch keinen Vertrag unterschrieben, aber wir sprechen intensiv“, kündigte Premiere-Chef Georg Kofler eine rasche Einigung an. Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel bietet Premiere pro Saison nur noch knapp 30 Millionen Euro – weniger als die Hälfte des Preises aus der vergangenen Spielzeit.

 

Ü Preisrutsch auch bei Bundesliga-Rechten?

 

Weiterhin unklar bleibt, wo in der kommenden Spielzeit Ausschnitte aus Paarungen der Fußball-Bundesliga zu sehen sein werden. ProSiebenSat.1 bleibe trotz des Erwerbs der Champions-League-Rechte an den Erstverwertungsrechten der Bundesliga interessiert, betonte Sat.1-Pressesprecherin Kristina Faßler. Ihr Unternehmen verhandelt seit Monaten mit dem Schweizer Rechtevermarkter Infront über die Bundesligarechte, will aber nicht mehr so viel wie bisher pro Saison zahlen. In der vergangenen Spielzeit hatte Sat.1 für die Erstverwertung im Free-TV an Infront 80 Millionen Euro zahlen müssen, ARD und ZDF gaben für die Zweitverwertung zusammen weitere 35 Millionen Euro aus (davon das ZDF 20 Millionen Euro), während Premiere für die Live-Rechte 150 Millionen Euro ausgehandelt hatte.

Zwischen 1991 und 2001 hatte sich der Wert der Bundesliga-Fernsehrechte in Deutschland mehr als verzwölffacht, war im Zuge der Kirch-Krise dann aber in der vergangenen Spielzeit von 380 Millionen auf 290 Millionen Euro gesenkt worden. Sollte Infront deutlich weniger Geld als in der vergangenen Saison für die Bundesligarechte erhalten, hätte das Unternehmen, an dem auch Günter Netzer beteiligt ist, ein Problem: Schließlich verpflichtete sich die Infront-Tochtergesellschaft Buli GmbH vertraglich, der Deutschen Fußball-Liga (DFL) 2003/04 erneut die Summe von 290 Millionen Euro zu überweisen. Sollten die Buli-Einnahmen weit darunter liegen, droht der Firma die Pleite und/oder den Bundesliga-Vereinen der Ausfall von dringend benötigten Millionen-Beträgen.