Der Musikspartenkanal Onyx wird
seinen Betrieb Ende August einstellen. Die französische
Groupe AB wandelt das Programm in einen Dokumentationskanal um, der Terra Nova
heißen soll. Damit verschwindet in Deutschland die letzte Musik-TV-Alternative
zu Duopol von MTV und Viva.
Das TV-Musikprogramm Onyx Music Television ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der britischen Capital Media Group Limited mit Sitz in London, die mehrheitlich zur französischen Groupe AB gehört. Onyx startete sein Programm in Deutschland am 6. Januar 1996 von Dortmund aus. Als Zielgruppe wurden die 30- bis 50-Jährigen anvisiert. Bereits zwei Jahre nach dem Sendestart war das Unternehmen beinahe zahlungsunfähig. Erst als der französische TV-Produktionsdienstleister und Capital-Media-Hauptgesellschafter Groupe AB sein Tochterunternehmen 1998 sanierte und die Mitarbeiterzahl von sechzig auf etwa dreißig reduzierte sowie einen zweistelligen Millionenbetrag nachschoss, war das Überleben des Videoclip-Kanals vorerst gesichert. 1999 zog Onyx von Dortmund in den Kölner MediaPark um und wurde dort zum direkten Nachbarn von Viva.
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Keine Chance gegen MTV und Viva
Auch wenn Onyx laut einer Umfrage der Marktforscher von AC Nielsen im Vergleich zum Vorjahresmonat im April ein Zuschauerplus um etwa zehn Prozent verbuchen konnte: Gegen die übermächtige Konkurrenz von Viva und MTV hatte der Nischenkanal, der nie GfK-Marktanteile erheben ließ, keine Chance. Die Programmmacher versuchten es mal mit Country, mal mit Esoterik, mal mit Spielfilmen (von der Kinowelt AG) und nachts mit Erotik-Filmchen („Electric Blue“). Während MTV und Viva immer mehr Mainstream boten, leistete sich Onyx durchaus auch experimentelle Formate für Liebhaber so unterschiedlichster Genres wie Gothic oder Rock, Ethno oder Punk. Doch Gewinne waren damit nie zu machen. Konsequent zog die Muttergesellschaft jetzt die Reißleine.
Die Groupe AB betreibt in
Frankreich und anderen europäischen Ländern zahlreiche digitale Themenkanäle. Insgesamt verfügt das Unternehmen über ein
Archiv von etwa 31.000 Programmstunden. Aus diesem Fundus werden demnächst auch die Inhalte von Terra Nova
stammen. Das Programm soll zu zwei Dritteln aus Dokumentationen und zu einem Drittel
aus Magazinen bestehen. Das 24-Stunden-Programm bietet zunächst vor allem synchronisierte
Archivware, die aus Frankreich und England stammt. Der Anteil der
Eigenproduktionen soll jedoch allmählich gesteigert werden. Inhaltlich reicht
das Spektrum des neuen Spartenkanals von Wissenschaft über Wild Live bis hin zu
Wasserwelt. Der Lizenzantrag, der bei der nordrhein-westfälischen
Landesmedienanstalt (LfM) eingereicht wurde, verspricht ein Programm, das „Interesse
für Ökologie und Umweltfragen weckt“.
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Demnächst auch Ausstrahlung über DVB-T
Das neue Angebot wirbt als eine Art Öko-TV, das zeigen will, „wie es um
unseren Planeten steht“. Terra Nova möchte „Meinungsmacher bei Aktionen sein,
um sich so für den Erhalt und die Verbesserung unserer Umwelt einzusetzen“. Der
Programmanbieter hat am 23. April von der nordrhein-westfälischen Landesanstalt
für Medien (LfM) auch eine Lizenz für das terrestrische Digitalfernsehen DVB-T
erhalten und wird voraussichtlich ab 8. November ausstrahlen können. Außerdem
ist eine Einspeisung in das analoge NRW-Kabelnetz vorgesehen. Dann müsste sich der
Anbieter auch nicht mehr einen Kanal mit XXP
teilen. Noch kann Onyx in fast 12
Millionen Kabelhaushalten bundesweit empfangen werden, davon von 4,2 Millionen
in Nordrhein-Westfalen. Zusätzlich wird das Programm europaweit digital über den
Satelliten EUTELSAT Hot Bird 4 ausgestrahlt.