Klassik Radio ist als erster deutsche Hörfunk-Programmanbieter an die Börse gegangen. Die Notierung der Medienaktie erfolgte am Geregelten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse. Zum Start wurde allerdings nur ein Zehn-Prozent-Paket mit etwa 245 000 Namensaktien platziert, das ausschließlich Mitarbeitern, Partnern und Hörern („Family & Friends-Programm“) angeboten wurde.

Mit den fast eine Viertel Million neuen Wertpapieren konnte Klassik Radio sein Grundkapital auf 4,5 Millionen Aktien erhöhen. Zu sechs Euro waren die überzeichneten Papiere gezielt für ausgewählte Anleger reserviert worden. Das Angebot war gleich mehrfach überzeichnet. Der erste Kurs der Aktie sei mit 6,05 Euro festgestellt worden, teilte das Augsburger Hörfunk-Unternehmen Klassik Radio AG (früher: Euro Media Group) mit, was einer Marktkapitalisierung von etwa 3 Millionen Euro entspricht. Noch am ersten Börsentag konnte eine Kurssteigerung auf 7,45 Euro vermeldet werden. Insgesamt wurden zum Handel auf dem Frankfurter Börsenparkett etwa eine halbe Million Klassik-Radio-Aktien zugelassen, was zehn Prozent des Grundkapitals entspricht. Das gesamte Grundkapital soll erst Anfang 2006 handelbar sein.

Ü Börsenwert: 27 Millionen Euro

Größer Gesellschafter von Klassik Radio bleibt auch nach dem Börsengang Alleinvorstand Ulrick Kubak, der 68 Prozent der Aktien hält. Weitere 19 Prozent sicherte sich bereits im Juni/Juli der Börsenspekulant Florian Homm. Dessen FM Fundmanagement hatte über zwei Hedge-Fonds 17,8 Prozent der Anteile an Klassik Radio erworben und über eine Kapitalerhöhung die Liquidität des Programmanbieters sichergestellt. Homm, der zuletzt mit seinem Einstieg beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund für Schlagzeilen gesorgt hatte, darf in den ersten zwölf Monaten nach dem Börsengang 95 Prozent der von ihm gehaltenen Klassik-Radio-Wertpapiere verkaufen, allerdings nur mit Zustimmung der für den Börsengang beauftragten ING BHF-Bank.

Klassik Radio erreicht im Durchschnitt täglich etwa eine Million Zuhörer über Satellit (nur analog), Terrestrik (etwa dreißig UKW-Frequenzen in Hessen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Baden-Württemberg sowie Bayern) und Kabel. Nach hohen Verlusten im Jahr 2002 soll Klassik Radio seit 2003 operativ in der Gewinnzone sein. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben zwischen Januar und September 2004 etwa 6,1 Millionen Euro Umsatz gemacht und einen Überschuss von 355 000 Euro erzielt. Für 2006 erhofft sich Investor Homm fünf bis sechs Millionen Euro Bruttogewinn. Angesichts des auf Basis des Börsen-Zeichnungspreises errechneten Unternehmenswertes von etwa 27 Millionen Euro, wirkt der um etwa siebzig Prozent niedrigere Jahresumsatz niedrig.

Ü Börsenrisiko: Liquiditätsengpässe

Größte Probleme des bundesweiten Klassik-Programms sind zurzeit die mangelnde terrestrische Verbreitung und eine Auslastung der Werbeplätze von nur etwa zehn Prozent. „Sollte es der Klassik Radio AG nicht gelingen, in den kommenden Jahren Erlöse in ausreichender Höhe zu generieren, könnte dies wiederum zu einer Aufzehrung des Eigenkapitals und zu Liquiditätsengpässen führen“, heißt es warnend im Börsenprospekt. Dennoch schätzt Homm an Klassik Radio vor allem sein enormes Werbepotenzial mit der Fokussierung auf gut gebildete, vermögende Zuhörer. Auf diese Zielgruppe war das Programm bereits vor Monaten ausgerichtet worden, was unter anderem zu regelmäßigen Berichten über das Börsengeschehen führte.

Klassik Radio war 1989 gegründet worden und ging ein Jahr später on Air. Zu den Gesellschaftern der Gründungsphase gehörten außer der Bertelsmann AG (46,75% CLT/Ufa, + 12,75% BMG Ariola) auch die Unternehmen Polygram (12,75%), Spiegel-Verlag (12,75%), Burda (7,5%) sowie Christoph Gottschalk (7,5%). 1999 übernahm Kubak die Mehrheit (zunächst 62,5%) am einzigen privatwirtschaftlichen Klassik-Programmanbieter der deutschen Hörfunk-Branche und zahlte im Jahr 2002 alle übrigen Gesellschafter komplett aus, um das Unternehmen allein zu führen.