Mediennutzung: Internet kills the Video-Star?

Aktuelle Ergebnisse der Online-Studie von ARD und ZDF

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 28.03.2001

 
 

 

 

 

 

 

 


Knapp achteinhalb Stunden Fernsehen, Hörfunk, Printmedien oder Internet: Soviel Zeit verbringt der durchschnittliche Deutsche täglich mit Medien. Trotz Internet: Noch dominiert der TV-Konsum.

 

ARD und ZDF haben im Rahmen von Deutschlands langfristigster Mediennutzungsstudie herausgefunden, dass durchschnittlich 206 Minuten pro Tag Radiosendungen gehört werden, Fernsehprogramme 185 Minuten lang genutzt und eine halbe Stunde täglich Zeitungen gelesen werden. Für das Surfen im Internet blieben nur 13 Minuten täglich übrig. Das geht aus der neuen Studie Massenkommunikation 2000 hervor. Dafür wurden zwischen Mitte Mai und Ende Juli vergangenen Jahres 5000 Menschen der Deutsch sprechenden Bevölkerung befragt. Die bereits seit 1964 regelmäßig durchgeführte Untersuchung entstand diesmal mit Unterstützung der Deutschen Telekom AG. Die empirische Erhebung basiert auf einer Telefon-Befragung, durchgeführt von den Forschungsinstituten ENIGMA und MMA.

Gefragt wurde auch nach dem subjektiven Wert der einzelnen Mediengattungen. Am schlechtesten können die Mediennutzer in Deutschland auf das Fernsehen verzichten. Müssten sie sich für nur eines der Medien entscheiden, so würden 46 Prozent der Befragten das Fernsehen wählen, 33 Prozent den Hörfunk, 16 Prozent die Tageszeitung und nur 6 Prozent das Internet. bei der Befragung kristallisierten sich auch unterschiedliche Image- und Nutzungsprofile der einzelnen Medien heraus. So verdankt das TV seine Beliebtheit der Kombination aus Unterhaltungs- und Informationsfunktion, während die Tageszeitung vor allem als Informationsträger gilt und der Hörfunk als Begleitmedium, das parallel zur Mediennutzung auch noch andere Tätigkeiten ermöglicht.

Ü Unterschiedliche Programm-Images im dualen Rundfunksystem

In einer ARD-Pressemitteilung publizierten die öffentlich-rechtlichen Auftraggeber der Studie auch Erkenntnisse über die unterschiedlichen Nutzungspotenziale der öffentlich-rechtlichen oder privatwirtschaftlichen Anbietern von Rundfunk-Programmen: „ARD und ZDF helfen nach Meinung von fast 80 Prozent der Befragten bei der politischen Meinungsbildung, sie stehen für Glaubwürdigkeit, Wertebildung und für Unterhaltung mit Niveau. Als wesentlicher Bestandteil der Kultur in Deutschland sind sie für über 70 Prozent der Deutschen unverzichtbar. Die überwiegende Mehrheit schaltet öffentlich-rechtliche Fernseh- und Hörfunkprogramme ein, wenn sie sich über das politische Geschehen informieren will. Die Privatsender eignen sich nach Meinung der Befragten dagegen eher zur Entspannung und zur Unterhaltung.“

Während die ARD/ZDF-Studie dem Internet nur eine untergeordnete Rolle im Mediennutzungsmix zuordnet, weisen andere Forschungsergebnisse auf eine wachsende Bedeutung des Online-Bereichs hin. So stellte etwa der siebte Online-Monitor der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) fest, dass im vergangenen halben Jahr das Internet in Deutschland einen Nutzerzuwachs von 24 Prozent verzeichnen konnte. Etwa 46 Prozent der Bevölkerung (24,2 Mio. Deutsche) nutzen demnach inzwischen das World Wide Web. Täglich sollen sich 11,1 Millionen deutsche durchs Netz klicken, davon 42 Prozent Frauen (Bevölkerungsanteil: 51 Prozent).

Ü Jüngere nutzen weniger das Radio, mehr aber PC und Internet

Auf die wachsende Relevanz des Internet weisen inzwischen auch andere Studien hin. Aus einer von der ARD-Werbetochtergesellschaft Sales & Services mitfinanzierten Untersuchung des Münchener Instituts für Jugendforschung (IJF) geht hervor, dass 59 Prozent der Zwölf- bis 21-Jährigen das Internet für das glaubwürdigste Medium halten. 19 Prozent der Jugendlichen gaben an, täglich zu surfen. Für die durchschnittliche TV-Nutzung ergaben sich 183 Minuten, was ziemlich exakt dem Wert für die Gesamtbevölkerung aus der Studie Massenkommunikation 2000 entspricht (185 Min.). Sonst aber unterscheidet sich das Mediennutzungsverhalten der jüngeren Generation deutlich vom Bevölkerungsdurchschnitt: Das Radio wurde nur 137 Minuten pro Tag genutzt, der Computer 80 Minuten, Zeitschriften 46 Minuten und Tageszeitungen nur 18 Minuten.

Hier kann man die Kurzfassung der Studie „Massenkommunikation 2000“ nachlesen.