Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke mühte sich bei der Vorstellung der Bilanzdaten im Vorfeld der CeBIT in Hannover demonstrativ um Gelassenheit. Das Schlimmste, so schien er beweisen zu wollen, habe sein Unternehmen schließlich hinter sich. Jetzt will er bis zum Jahresende endlich schaffen, was auch sein Vorgänger Ron Sommer immer wieder versprochen hatte: Die Telekom AG muss dringend ihre Schulden abbauen.

 

"Wir wissen, was zu tun ist, und wir werden erfolgreich sein“, beteuerte Ricke zum Auftakt der Jahrespressekonferenz am 10. März. Die finanziellen Verbindlichkeiten der Deutschen Telekom AG lagen zum Jahresende 2002 bei 61,1 Milliarden Euro und sollen bis zum kommenden Dezember auf etwa 50 bis 53 Milliarden Euro gesenkt werden. Bereits im letzten Quartal 2002 gelang durch den Verkauf von Immobilien und T-Online-Aktien immerhin ein Schuldenabbau um 3,2 Milliarden Euro. Personalabbau (um ca. 55.000 Stellen bis Ende 2005), die Veräußerung weiterer Gebäuden oder Grundstücke und die Abgabe von Unternehmen (u.a. die französische Festnetztochterfirma Siris) oder Beteiligungen sowie höhere Einnahmen sollen dazu beitragen, das Magenta-Logo wieder aus dem Reich der roten Zahlen herauszuführen. Zum Sanierungspaket gehört auch, dass die Telekom-Aktionäre erstmals seit dem Börsengang vor sieben Jahren für das Jahr 2002 keine Dividende erhalten. Die eingesparten 1,6 Milliarden Euro sollen zum Schuldenabbau beitragen.

 

Im vergangenen Jahr machte die Deutsche Telekom AG 24,6 Milliarden Euro Verlust (2001: minus 3,5 Mrd. Euro) – mehr als jedes andere deutsche Unternehmen zuvor! Trotz dieses Rekorddefizit sehen die meisten Analysten die Zukunft der Telekom wieder ein wenig mehr rosarot. Schließlich, so heißt es, resultiere das Minus für das vergangene Geschäftsjahr vor allem aus Wertberichtigungen auf die teuren UMTS-Mobilfunklizenzen und auf Unternehmenswerte in Höhe von 9,3 Milliarden Euro. Rickes Zauberformel heißt nun „6 plus 6“: Jeweils 6 Milliarden Mark sollen durch den Verkauf von Vermögensteilen und das operative Geschäft in die Kasse kommen. Weil der größte Teil der Verbindlichkeiten aus Anleihen besteht, betrug die Kreditsumme bei Banken für die Telekom zum Jahresende nur noch 6,3 Milliarden Euro.

 

Ü Verbesserung bei Umsatz und Ergebnis

 

Abgesehen vom riesigen Schuldenberg, der vor allen aus der internationalen und nur teilweise erfolgreichen Expansion der Telekom resultierte, steht der ehemalige Monopolist betriebswirtschaftlich gar nicht so schlecht da: Das Telekom-Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) und vor Sonderposten konnte trotz Wirtschaftsflaute im vergangenen Jahr von 15,1 Milliarden auf 16,3 Milliarden Euro verbessert werden. Der Konzernumsatz stieg um 11,1 Prozent auf 53,7 Milliarden Euro.

 

In der Festnetzsparte T-Com konnte der Umsatz 2002 um 2,6 Prozent auf 30,2 Milliarden Euro gesteigert werden. Während für den deutschen Markt in diesem Bereich zwar 0,3 Prozent Umsatzeinbußen verzeichnet wurden, sorgten die Beteiligungen in Osteuropa (v.a. Ungarn) für weiteres Wachstum. Im Internet-Bereich schrieb T Online nach Telekom-Angeben im Jahr 2002 erstmals eine „schwarze Null“. Dazu heißt es in einer Presseerklärung: „Mit rund 12,2 Millionen Kunden zum Jahresende hat sich T-Online mit einem Teilnehmerwachstum von 1,5 Millionen gegenüber der Vorperiode sehr gut entwickelt.“ 2,2 Millionen dieser Internet-User sind Kunden von T-Online-Beteiligungen im Ausland.

 

Ü Sehr profitables Mobilfunkgeschäft

 

Wichtigster Umsatzmotor aber war der Mobilfunksektor, auf dem die Telekom-Tochterfirma T Mobile auch ihr Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um etwa 61 Prozent auf ca. 5 Milliarden Euro verbessern konnte. Die Zahl der Mobilfunkkunden der Telekom-Tochtergesellschaften (nur Mehrheitsbeteiligungen) stieg im Jahr 2002 von 46,7 Millionen auf 53,9 Millionen. Vor allem die teure und oft gescholtene Voicestream-Übernahme in den USA (umbenannt in T-Mobile USA) scheint endlich Früchte zu tragen: Die Kundenzahl stieg um 2,9 Millionen auf insgesamt 9,9 Millionen US-Bürger, die inzwischen zu den Telekom-Kunden gehören.

 

Noch genauere Zahlen als in Hannover wird die Telekom spätestens bei ihrer Hauptversammlung am 20. Mai in Köln vorlegen. Am Ende des Treffens der Telekom-Aktionäre soll dann der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Dietrich Winkhaus seinen Vorsitz an Post-Chef Klaus Zumwinkel abgeben. Auslöser für den Wechsel war der Bund, der mit 43 Prozent der Telekom-Aktien noch immer wichtigster Anteilseigner des ehemaligen Staatsunternehmens ist.