Call-by-Call auch in
Ortsnetzen
Telekom bekommt ab 25. April bei
City-Gesprächen Konkurrenz
Von Dr. Matthias Kurp, 22.04.2003
Mehr als fünf
Jahre nach der Deregulierung und Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes
beginnt am 25. April in Deutschland auch der Wettbewerb in den Ortsnetzen. Für
alle Gespräche ohne Vorwahl gilt ab dann die freie Anbieterauswahl vor jedem
Telefonat („Call-by-Call“), wie sie bereits seit 1998 für Ferngespräche möglich
ist. Doch zunächst wollen nur einige Anbieter den neuen Service realisieren.
Möglich wurde das
Call-by-Call-Verfahren in den Ortsnetzen durch die Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG)
vom 21. Oktober 2002. Die ursprünglich für Dezember 2002 geplante Öffnung der
Ortsnetze musste verschoben werden, weil die Regulierungsbehörde
für Post und Telekommunikation nicht rasch genug einen technisch und
finanziell ausreichenden Rahmen für die Zusammenschaltung der Netze schaffen
konnte. Erst nach einer Klage der EU-Kommission vor dem Europäischen
Gerichtshof wurde das Verfahren schließlich forciert. Die Möglichkeit, sich
generell für alle Ortsgespräche auf einen anderen Anbieter als die Telekom AG zu entscheiden („Preselection“),
erhalten die Kunden allerdings erst ab 9. Juli. Deshalb entstehen den
Call-by-Call-Anbietern für die Übergangsphase bis dahin zusätzliche Kosten.
Eine Klage des Telekommunikationsanbieters Arcor
vor dem Kölner Verwaltungsgericht auf eine gleichzeitige Einführung von
Call-by-Call und Preselection für die Ortsnetze (im Juli) ist inzwischen
gescheitert.
Während die Ferngespräch-Tarife (v.a. ins Ausland) zu einigen Tageszeiten seit Ende 1997 teilweise bis zu 90 Prozent gesunken sind, ist mit einer ähnlichen Entwicklung bei den Ortsgesprächen nicht zu rechnen. Die Euphorie der Branche hält sich in Grenzen. Vorerst haben von den mehr als vierzig Call-by-Call-Anbietern in Deutschland nur wenige angekündigt, auch in die Ortsnetze vordringen zu wollen. Wer in den kommenden Wochen versucht, mit einer Call-by-Call-Vorwahl beim Gespräch mit dem Nachbarn Geld zu sparen, wird in den meisten Fällen enttäuscht die folgende Ansage hören: „Der von Ihnen ausgewählte Netzbetreiber bietet den von Ihnen gewählten Dienst in Ihrem Bereich derzeit nicht an.“ Einen Start für Ende April haben bislang nur Arcor, Worldcom, Freenet (früher Mobilcom), Tele 2 und 3U angekündigt. In vielen Fällen aber werden die Dienste vorerst nur in den Großstädten angeboten. Am großen Ortsgespräch-Marktanteil der Telekom, der 2002 bei mehr als 90 Prozent lag, wird sich also vorerst wenig ändern.
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Entgelte für Zusammenschaltung noch unklar
Grund für das mäßige Engagement alternativer Netzbetreiber in den Ortsnetzen sind vor allem die hohen Kosten. Die Telekom will nämlich zusätzlich zu den so genannten Interconnection-Gebühren für das Zusammenschalten mit fremden Netzen ihren Wettbewerbern ab 1. Juli 0,3 Cent pro Minute für die Infrastruktur in den Ortsnetzen berechnen. Eine Entscheidung darüber muss die Regulierungsstelle für Post und Telekommunikation bis Ende April fällen. Da außer einigen Citynetz-Betreibern wie NetCologne oder Hanse Net kaum ein Telekom-Konkurrent über eigene Kabel in den Städten verfügt, sind die Wettbewerber von den Telekom-Netzen abhängig.
Die Leitungen zwischen den Verteilern und den Telefonbuchsen (Teilnehmeranschlussleitung) gehören nämlich noch immer dem ehemaligen Monopolisten und müssen deshalb von den Konkurrenten angemietet werden. Bislang hat die Deutsche Telekom mit etwa zwanzig Anbietern Verträge über die Bereitstellung von Dienstleistungen (Leitungen, Abrechnung etc.) geschlossen. Voraussetzung ist, dass die Anbieter bundesweit über mindestens 475 Netzknoten verfügen, mit denen sie ihr Netz mit dem der Telekom zusammenschalten können. Andernfalls würden der Telekom für das Durchleiten fremder Gesprächseinheiten zu hohe Kosten entstehen, wenn etwa im Extremfall Münchener Ortsgespräche über einen Einwahlpunkt in Hamburg vermittelt werden müssten.
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Vorsichtiges Pokern um neue Tarif-Modelle
Während Telekom-Ortsgespräche noch zwischen 1,6 und 6 Cent pro Minute kosten, kündigte Tele2-Chef Roman Schwarz ab Mai Preise von etwa 1,5 Cent pro Minute an. „Wenn die Preise der Konkurrenten tiefer liegen, werden wir noch weiter runtergehen“, erklärte Schwarz dem Handelsblatt. 3U will sogar sekundengenaue Tarife anbieten, und Arcor plant in der Hauptzeit zwischen 7 und 18 Uhr mit 4,5 Cent pro Minute, von 18 bis 20 Uhr mit 3,1 Cent und nach 20 Uhr mit 1,7 Cent pro Minute. Im Laufe der Woche werden auch einige andere Anbieter ihre Tarife vorstellen. Bis dahin müssen sich Telekom-Sparfüchse also noch gedulden. Wer allerdings bereits einen Preselection-Vertrag mit einem City-Carrier abgeschlossen hat, kommt nicht in den Genuss der freien Anbieterwahl bei Ortsgesprächen und kann deshalb gar nichts sparen.
Ü Aktuelle
Tarifübersichten demnächst bei www.billiger-telefonieren.de
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Ü Weitere
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