5,6 Milliarden Euro Gewinn für Telekom AG
Mobilfunk-Geschäft sicherte Rekord-Ergebnis
und höhere Dividende
Von Dr. Matthias Kurp, 02.03.2006
Die Deutsche
Telekom AG hat ihren Konzerngewinn im vergangenen Jahr auf fast 5,6 Milliarden
Euro nahezu vervierfacht. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zu 2004 um 3,9
Prozent auf knapp 60 Milliarden Euro. Nach mehr als 15 Prozent Kursverlust im
Geschäftsjahr 2005 sollen die Telekom-Aktionäre eine um 16 Prozent erhöhte
Dividende von 72 Cent je Aktie erhalten.
Das um Sonderposten – zum Beispiel Ausgaben
für den Personalabbau oder die Postbeamtenkrankenkasse – bereinigte Ergebnis
vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um 5,7 Prozent auf
20,7 Milliarden Euro. Das Umsatzwachstum auf fast 59,6 Milliarden Euro verdankt
die Telekom AG vor allem dem
Mobilfunkgeschäft, während in der Festnetzsparte die Erlöse zurückgingen.
Die Mobilfunk-Umsatzsteigerung von elf
Prozent auf etwa 30 Milliarden Euro beruhte insbesondere auf dem Kundenwachstum
von T-Mobile USA, während der
Umsatz in Deutschland erstmals zurückging (minus 1,4 Prozent). Das noch vor
zwei Jahren umstrittene US-Engagement der Telekom gewann 4,4 Millionen
Mobilfunk-Kunden, setzte fast ein Drittel mehr um als im Jahr zuvor und
steigerte das bereinigte operative Ergebnis um etwa 60 Prozent. Damit macht das
Mobilfunk-Geschäft in den USA inzwischen etwa ein Fünftel des Konzernumsatzes
und ungefähr 16 Prozent des Betriebsgewinns der Telekom AG aus.
Ü
5 Prozent Wachstum angestrebt
Der im Zuge der T-Online-Eingliederung – die
Verschmelzung ist wegen Anfechtungsklagen von Aktionären noch nicht voll
rechtswirksam –zusammengefasste Bereich Breitband/Festnetz (T-Com und T-Online)
erzielte 2005 drei Prozent weniger Außenumsatz (21,7 Milliarden Euro) als im
Vorjahr. Grund dafür waren Verluste im Festnetz. T-Online konnte zwar beim
Umsatz zulegen, büßte aber wegen hoher Kosten für die Gewinnung von Kunden beim
bereinigten Ebitda etwa dreißig Prozent ein. Insgesamt sank das Ebitda im
Geschäftsfeld Festnetz/Breitband um 3,1 Prozent auf knapp zehn Milliarden Euro.
In Deutschland büßte die Geschäftskundensparte T-Systems etwa zwei Prozent
Außenumsatz ein (9,2 Milliarden Euro), und das operative Ergebnis der Sparte
ging um 2,7 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zurück.
Der Telekom-Vorstandsvorsitzende
Kai-Uwe Ricke sagte während der Bilanz-Pressekonferenz am 2. März in Bonn, sein
Unternehmen habe im zehnten Jahr seines Bestehens den bisher besten
Geschäftsabschluss erzielt. Mittelfristig will die Telekom bis Ende 2007
jährlich um etwa 5 Prozent wachsen. Für dieses Jahr plant der Vorstand
insgesamt Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro, nach 7,2 Milliarden
Euro im Vorjahr. Nicht inbegriffen seien die Kosten für den Ausbau des
US-Geschäfts.
Konzern-Ergebnis |
2003 (Mio. €) |
2004 (Mio. €) |
2005 (Mio. €) |
+/- (%) |
Umsatz |
55.838 34.691 21.147 |
57.353 34.741 22.612 |
59.604 34.183 25.421 |
+3,9 -1,6 +12,4 |
Bereinigter Konzernüberschuss |
222 |
3.679 |
4.663 |
+26,7 |
Konzernüberschuss |
1.253 |
1.593 |
5.584 |
n.a. |
EBITDA |
18.475 |
19.392 |
20.119 |
+3,7 |
EBITDA bereinigt um Sondereinflüsse |
18.288 |
20.729 |
19.620 |
+5,7 |
Cash-Flow aus Geschäftstätigkeit |
14.316 |
16.720 |
14.998 |
-10,3 |
Netto-Finanzverschuldung |
46.576 |
39.913 |
38.639 |
-3,2 |
Beschäftigte (Jahresende) |
251.263 |
244.645 |
243.695 |
-0,4 |
Ü
Hoffnung auf T-Mobile und UMTS
In den vergangenen acht Jahren sank der Anteil der Telekom am Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienstleitungen in Deutschland von 74 auf etwa 50 Prozent. Im deutschen Festnetz, das die Telekom mit etwa 41 Millionen Telefonanschlüssen noch immer dominiert, schrumpften Umsatz und bereinigtes Ergebnis des Ex-Monopolisten im vergangenen Jahr um jeweils drei Prozent auf 21,7 Milliarden bzw. 9,9 Milliarden Euro. Als Grund dafür wurden Preissenkungen genannt, mit denen es T-Com aber gelungen sei, den Marktanteil bei den Verbindungsminuten zu halten. Zurzeit kündigen pro Monat etwa 100.000 deutsche Haushalte ihren Telekom-Festnetzanschluss. Etwa fünf Prozent aller Kunden telefonieren inzwischen ausschließlich per Mobilfunk.
Während im deutschen Festnetz dauerhaft Probleme drohen, gewann T-Mobile in Deutschland allein im vierten Quartal 2005 mehr als 810.000 neue Kunden. Im Gesamtjahr konnte die Anzahl der deutschen Mobilfunk-Kunden um 2,1 Millionen auf 29,5 Millionen gesteigert werden. Die Milliarden-Investitionen in die UMTS-Technik haben sich bislang noch nicht ausgezahlt, trägt doch der entsprechende Datenverkehr erst etwa drei Prozent zum Gesamtumsatz von etwa 8,6 Milliarden Euro bei.
Ü
Hoffnung auf UMTS und DSL
Große Hoffnungen setzt die Telekom auf ihre breitbandigen Anschlüsse, deren Zahl im In- und Ausland auf 8,5 Millionen stieg. In Deutschland waren Ende des Jahres 2005 etwa 7,9 Millionen von T-Com bereitgestellte DSL-Anschlüsse in Betrieb. Knapp ein Drittel aller DSL-Neuanschlüsse zählen zum eigenen Endkundengeschäft, der Rest wird als DSL-Resale-Neuanschlüsse von Wettbewerbern vertrieben. Die Telekom-Konkurrenz versorgt über eigene Netze insgesamt etwa zwei Millionen DSL-Haushalte.
Bereits bis zur Fußball-Weltmeisterschaft im Juni will die Telekom zehn deutsche Großstädte mit dem neuen VDSL-Netz versorgen. Die neue Glasfaser-Technik erlaubt eine Transportkapazität von bis zu fünfzig Megabit pro Sekunde und wäre damit bis zu 25 Mal schneller als die gängigen DSL-Verbindungen. Vierzig weitere Städte sollen nur dann an das VDSL-Netz angeschlossen werden, wenn Gesetzgeber und Regulierungsbehörde der Telekom mittelfristig ein Monopol für diesen Bereich garantieren. Andernfalls, so argumentiert die Telekom AG, würden sich die notwendigen Investitionen von 3,3 Milliarden Euro nicht rentieren. Die EU-Kommission hat bereits signalisiert, für den von der Telekom geforderten Sonderstatus sehe sie keinerlei Ermessensspielraum.
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Abbau von 32.000 Stellen geplant
Die Zahl ihrer Mitarbeiter hat die Telekom im vergangenen Jahr um etwa tausend auf 243.700 reduziert, davon befinden sich etwa 75.000 im Ausland. Ingesamt beschäftigt der Konzern noch immer etwa 50.000 Beamte. Trotz des enormen Bilanzgewinns bleibt Telekom-Chef Ricke bei seinem Vorhaben, sich bis 2008 von 32.000 Mitarbeitern trennen zu wollen und per saldo 14.000 bis 19.000 Stellen abzubauen. Der Personalabbau soll durch freiwillige Maßnahmen erfolgen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di will den Umbau abfedern und fordert neben Schritten zur Qualifizierung der Mitarbeiter eine Ausweitung des Verzichts auf betriebsbedingte Kündigungen über 2008 hinaus.
Insgesamt hat die Telekom seit ihrer Umwandlung in eine Aktiengesellschaft etwa 110.000 Stellen gestrichen. Dass die Gesamtzahl der Mitarbeiter in den vergangenen zehn Jahren unterm Strich fast stabil blieb, lag am Zukauf ausländischer Unternehmen.
Ü Siehe auch folgenden Artikel:
1 Telekom: mehr Gewinn, weniger Schulden (03.03.05)