Vivendi/Seagram-Fusion perfekt

Zusammenschluss zum zweitgrößten Medienkonzern der Welt

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 15.10.2000

 
 

 

 

 

 

 

 


Die Fusion des französischen Mischkonzerns Vivendi mit der kanadischen Seagram-Gruppe zum zweitgrößten Medienkonzern ist perfekt. Als letzte der zuständigen Kontrollbehörden erteilte auch die EU-Kommission eine entsprechende Genehmigung.

 

Die Fusion zum neuen transnationalen Mediengiganten soll den Namen Vivendi Universal erhalten und kostet Vivendi auf dem Weg des Aktientauschs etwa 34 Mrd. Dollar (77 Mrd. Mark). Der neue Multimedia-Multi hat einen Gesamtumsatz von 55 Mrd. Euro (110 Mrd. Mark), davon 17 Mrd. Euro (34 Mrd. Mark) in den Sparten Telekommunikation, Musik und Fernsehen. Vivendi SA mit Sitz in Paris ist bei einem Umsatz von 208,2 Mrd. Franc (62,1 Mrd. DM) mit 67 000 Beschäftigten der größte private Arbeitgeber Frankreichs. Weltweit gehören zum Konzern etwa 275 000 Mitarbeiter in etwa 100 Staaten. Das Unternehmen ist 1998 aus der Fusion des Medienkonzerns Havas mit dem traditionsreichen Wasserversorgungsunternehmen Compagnie Generale des Eaux (CGE) hervorgegangen.

Ü Hollywood-Studio & Tonträger-Riese

Zum kanadischen Konzern Seagram gehören unter anderem das Universal-Mutterunternehmen MCA, die Plattenfirma Polygram sowie die Herstellung und der Vertrieb von Spirituosen. Universal betreibt eines der fünf größten Hollywood-Studios Amerikas. Für die Getränkesparte wird nun ein Käufer gesucht.

Die Europäische Kommission erklärte am 13. Oktober, Voraussetzung für die Genehmigung des Zusammenschlusses sei die Bereitschaft Vivendis gewesen, seinen 23-prozentigen Anteil an der britischen Pay-TV-Gruppe BSkyB des australo-amerikanischen Medientycoons Rupert Murdoch zu verkaufen (geschätzter Wert: 6-8 Mrd. Dollar). EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hatte sich besonders um die beherrschende Stellung des mehrheitlich im Vivendi-Besitz befindlichen französischen Pay-TV-Angebots Canal+ gesorgt. Das größte europäische Unternehmen im Bereich des Bezahlfernsehens soll seine starke Stellung in Europa nicht noch weiter ausbauen können. Deshalb dürfen Produktionen des Seagram-Tochterunternehmens Universal zukünftig nicht allein Canal+ angeboten werden.

Ü Starke Position im Musik- und Online-Markt

Um eine zu starke Position im Musikmarkt zu verhindern, wurde auch verboten, dass Produktionen des Seagram-Labels Universal Music ausschließlich über die Vivendi-Internet-Plattform Vizzavi vermarktet werden dürfen. Universal Music war 1999 mit 21,2 Prozent Marktanteil (nach Verkäufen) der größte Musikkonzern der Welt und machte 861 Mio. Dollar Gewinn. Die EU-Kommission trotzte Vivendi Universal deshalb das Zugeständnis ab, dass zumindest in den kommenden fünf Jahren auch andere Anbieter von Internet-Portalen Zugang zu Universals Online-Musikprodukten haben.

Nach der Genehmigung durch die EU-Kommission müssen nun noch die Anteilseigner von Vivendi, Canal+ und Seagram die Fusion absegnen. Während die meisten Analysten den Übernahmepreis zu teuer fanden und der Börsenwert nach Bekanntgabe des Fusionsplans im Juni um ein Viertel absackte, schwärmte Vivendi-Generaldirektor Jean-Marie Messier von einem guten Geschäft: „Unsere Strategie zielt darauf ab, weltweit erster Medien- und Kommunikationskonzern zu werden“, sagte er AOL/Time Warner den Kampf an.