Sollte der
US-Milliardär Haim Saban in den nächsten Wochen die Übernahme von 36 Prozent
der Aktien und 72 Prozent der Stimmrechte an der ProSiebenSat.1 Media AG
perfekt machen, übernimmt er ein angeschlagenes TV-Unternehmen. War der Gewinn
bereits von 2000 bis 2002 um etwa 90 Prozent auf zuletzt nur noch 21 Millionen
Euro gesunken, musste Deutschlands größte TV-Kanalfamilie das erste Quartal
2003 sogar mit roten Zahlen abschließen.
„Das
Konzernergebnis vor Steuern reduzierte sich von 8,5 Mio. Euro im
Vorjahresquartal auf minus 30,8 Mio. Euro“, lautet in einer Pressemitteilung
die nüchtern-negative Bilanz für das erste Quartal 2003 der ProSiebenSat.1 Media AG. Der
Umsatz ging Unternehmensangaben zufolge um 15,9 Prozent auf 411,3 Millionen
Euro (davon 401 Mio. Euro im TV-Geschäft) zurück. Für das gesamte Jahr 2003
versprach der Vorstandsvorsitzende Urs Rohner zwar auch dann auch einen Gewinn,
wenn die Werbeerlöse um weitere 10 Prozent zurückgingen. Doch die enorme
Abhängigkeit der Free-TV-Programmgruppe von der Werbung ist nicht zu übersehen.
Während die RTL Group auch noch Standbeine im Produktions- und Rechtegeschäft
hat, stammen bei der ProSiebenSat.1 Media AG 90 Prozent der Umsätze allein aus
der Akquise von Werbespots.
Ü
Saban sucht nach Finanzierungsmodellen
Nach
Angaben des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hätte
Saban bereits bis Ende April eine Finanzierungsbestätigung seiner Banken für
die Übernahme der Mehrheit an der ProSiebensat.1 Media AG vorlegen müssen. Nur
dank einer Fristverlängerung der für die KirchGruppe
zuständigen Insolvenzexperten konnte das Geschäft noch gerettet werden.
Inzwischen soll ein US-Bankhaus schriftlich bescheinigt haben, dass Haim Saban
über die 525 Millionen Euro verfügt, die er für die Übernahme der Anteile von
KirchMedia bezahlen will.
Eine ähnliche
Finanzierungsgarantie muss Saban bis Ende Mai auch für Kirchs Filmrechtestock
vorweisen, der deutlich höher bewertet wurde als die Beteiligung am
Free-TV-Geschäft des Münchener Medienmoguls. An der Übernahme von Kirchs
Filmbeständen möchten sich auch seine Gläubigerbanken beteiligen. DZ Bank,
Commerzbank, HypoVereinsbank und Bayerische Landesbank wollen sich so schadlos
für die Hälfte ihrer Kredite in Höhe von insgesamt 1,4 Milliarden Euro halten,
die sie sonst wohl abschreiben müssten.
"Es
ist klar, dass ein Unternehmen sich auch im Markt notwendigerweise schwerer tun
wird, solange die Mehrheitsverhältnisse ungeklärt sind", stellte Urs
Rohner bereits einen Zusammenhang zwischen den unklaren Besitzverhältnissen und
den wirtschaftlichen Problemen seines Unternehmens her. Sollte Saban bis zur
Hauptversammlung am 16. Juni mit seinem Finanzierungskonzept scheitern, ist die
ProSiebenSat.1 Media AG dringend eine Kapitalspritze ihrer alten Gesellschafter
angewiesen. In diesem Fall müssten die Gläubigerbanken von KirchMedia für die
Kapitalerhöhung von etwa 300 Millionen Euro aufkommen, die eigentlich Saban
versprochen hatte. Andernfalls droht dem Management trotz eines ausgewiesenen
Programmvermögens im Wert von etwa 1,2 Milliarden Euro angesichts von etwa 908
Millionen Euro Nettofinanzschulden die Manövrierunfähigkeit von Sat.1, Pro
Sieben, Kabel 1 und N24.
Ü
DSF geht an EM.TV, Karstadt-Quelle und Cleven
Verloren hat Saban inzwischen
das Rennen um eine Übernahme des Deutschen
Sportfernsehens (DSF) samt Internetportal Sport
1. Den Zuschlag erhielten für geschätzte 20 Millionen Euro vielmehr
EM.TV und Karstadt-Quelle (je 38,9
Prozent) sowie der Mehrheitsaktionär der Ski-Firma Völkl, Dieter Cleven (22,2
Prozent). Karstadt-Quelle – mit einem Marktanteil von etwa 12 Prozent
Deutschlands größter Sportartikel-Händler – will mit der Beteiligung sein
Profil in diesem Sektor stärken. DSF soll künftig außer im Bereich Fußball auch
bei den Sportarten Handball, Basketball, Einshockey und Motorsport sein
Engagement verstärken. DSF hatte allein für das vergangene Jahr bei etwa 70
Millionen Euro Umsatz einen Verlust von mehr als 5 Millionen Euro angegeben, machte
aber überraschend in den ersten vier Monaten 2003 etwa 800.000 Euro Gewinn. Der
mit DSF eng kooperierende technische Dienstleister Plazamedia, der in den Stadien für
Kameras, Übertragungswagen etc. zuständig ist, wurde allein von EM.TV erworben.
Ü Siehe
auch folgende Artikel: 1 ProSiebenSat.1
Media AG verkauft