Phonoline, die
Plattform der deutschen Phonoindustrie für die Online-Vermarktung von Musiktiteln,
wird bereits ein halbes Jahr nach ihrem (verspäteten) Start wieder eingestellt.
Die Telekom gab als technischer Betreiber ihren Ausstieg bekannt und will nun die
Geschäfte mit dem Herunterladen von Musiktiteln bei der Tochterfirma T-Online
bündeln.
Phonoline hatte den Start bereits im vergangenen Jahr angekündigt (4 siehe Artikel Tonträgerindustrie setzt auf Phonoline), nahm den Betrieb aber erst am 18. März 2004 auf. Die Plattform wird seitdem von der Telekom-Festnetzsparte T-Com betrieben und richtet sich an Geschäftskunden, die auf der Plattform eigene Shops einrichten können. Das Angebot war als Großhandelsplattform konzipiert und sollte Kunden den legalen Vertrieb von Musikstücken ermöglichen. Doch während Anbieter wie iTunes Music-Store des Computerherstellers Apple schnell große Marktanteile eroberten (von April 2003 bis August 2004 wurden weltweit mehr als 125 Millionen Musik-Dateien online verkauft), stieß der Spätstarter Phonoline nur auf geringe Akzeptanz. Grund für den Fehlstart sollen technische Schwierigkeiten sowie rechtliche Probleme mit den Verwertungsgesellschaften gewesen sein.
Ü
500.000 Titel im Musicload-Angebot?
Die Telekom will nun das Geschäft mit Musik-Downloads aus dem Internet komplett über die Plattform Musicload der Internet-Tochtergesellschaft T-Online abwickeln. T-Online hat sich zum Ziel gesetzt, bis Jahresende 500.000 Lieder über Musicload anzubieten. Derzeit sind es mehr als 300 000. Während sich Phonoline vor allem an Unternehmen richtete, welche die Großhandelsplattform zum Weiterverkauf von Musikstücken an Endkunden nutzen, wendet sich Musicload wie die Konkurrenz-Plattformen von Apple oder AOL direkt an die Verbraucher. Die Zusammenlegung der Geschäfte von Phonoline und Musicload passt zur neuen Strategie der Deutschen Telekom AG, das Festnetz-Geschäft und den Online-Bereich wieder enger aneinander zu koppeln.
Ü
Entschädigungen in Millionenhöhe?
Im August zählte PhonoLine mit mehr als 160.000 Downloads nach Apple und neben
Musicload (100.000 Downloads im August) und AOL zu den vier großen
Musik-Plattformen im deutschen Online-Markt. Die ursprünglich geplanten
Partnerschaften mit anderen Branchen-Riesen aber scheiterten. So nutzte zwar
CTS Eventim für seinen Downloadshop www.eventim-music.de
das Phonoline-Angebot, lukrative Verkaufsketten wie Media Markt oder Musikkanäle wie Viva aber zeigten kein Interesse. Geschäftskunden,
die beim Musikverkauf aus dem Fundus der PhonoLine schöpfen, sollten ein
Angebot zum Umstieg erhalten, erklärte der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft in
Berlin. Das Handelsblatt berichtete, T-Com müsse betroffenen Online-Shops
Entschädigung in Millionenhöhe zahlen und der Musikwirtschaft
Entwicklungskosten erstatten.
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