SPD-Medienholding steigert Ergebnis

Mehrheit an Frankfurter Rundschau wird nach Sanierung verkauft

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 09.12.2004

 
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Die SPD-Medienholding hat im Jahr 2003 ihren Überschuss auf 12,5 Millionen Euro steigern können. Für dieses Jahr rechnet die Deutsche Druck- und Verlagsanstalt, die im Frühjahr die Frankfurter Rundschau übernahm, mit etwa 9 Millionen Euro Jahresüberschuss.

Der Jahresüberschuss des SPD-Medienunternehmens Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft GmbH (DDVG) stieg 2003 um 3,3 Millionen auf 12,5 Millionen Euro, was einer Verbesserung von 35,9 Prozent entspricht. Aus dem Gewinn des Vorjahres wurden bislang etwa 6 Millionen Euro an die SPD nach Berlin überwiesen, um die Finanzierung des Willy-Brandt-Hauses zu sichern. „Das ist eine Tranche, die auch in Zukunft abfließen soll“, teilte SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier mit.

Textfeld: 4Medienbeteiligungen mit langer Tradition
Bereits vor der Gründung des Parteiorgans Vorwärts (1878) war die SPD in Deutschland an etwa fünfzig Zeitungsverlagen beteiligt, finanziert durch einzelne Arbeiter-Ortsvereine bzw. den so genannten „Arbeitergroschen“ der SPD-Mitglieder. Nach dem Auslaufen des so genannten Sozialistengesetzes (SPD-Zeitungsverbot 1878-1890) wurden erneut zahlreiche SPD-Zeitungen gegründet und organisatorisch 1925 durch die Konzentration AG der Partei zusammengefasst. 1914 gab es neunzig SPD-Zeitungen, 1929 etwa 200 und 1932 noch 130. 1933 bis 1945 waren die sozialdemokratischen Blätter verboten, aber bereits 1950 verfügte die SPD wieder über etwa fünfzehn Zeitungen in Deutschland (ca. 10 Prozent Auflagen-Marktanteil). Die Medienholding DDVG wurde 1971 gegründet. Mit der nachlassenden Milieu-Bindung der Parteien verloren die SPD-Titel in den 70-er Jahren des 20. Jahrhundert deutlich an Auflage und mussten in vielen Fällen verkauft oder eingestellt werden. In den 90-er Jahren wurde das Zeitungsgeschäft erfolgreich restrukturiert und macht inzwischen etwa ein Zehntel der SPD-Parteiennahmen aus.
 

 

 

 

 

 

 

 

 


Die im Mai zu 90 Prozent übernommene Frankfurter Rundschau (4siehe Artikel SPD-Einstieg bei Frankfurter Rundschau) soll Mitte 2005 operativ wieder eine „schwarze Null“ erreichen, erklärte DDVG-Geschäftsführer Jens Berendsen. Nach Angaben von SPD-Schatzmeisterin Wettig-Danielmeier werden für die Frankfurter Rundschau (FR) noch immer weitere Gesellschafter gesucht. Konkrete Verhandlungsgespräche aber hätten noch nicht stattgefunden. „Es soll eine Verlagslösung werden“, kündigte Berendsen an. Zurzeit wird ein Investor gesucht, der 51 Prozent der Gesellschafteranteile übernehmen soll. DDVG-Geschäftsführer Gerd Walter betonte, es bleibe beim Prinzip der SPD-Medienholding, sich auf Minderheitsbeteiligungen zu konzentrieren. Deshalb werde sich das Unternehmen auch wieder von der Frankenpost in Hof trennen, die seit Ende 2002 komplett der DDVG gehört, nachdem die Süddeutsche Zeitung ihren 70-Prozent-Anteil aus kartellrechtlichen Gründen an die DDVG verkauft hatte. Nun soll der Süddeutsche Verlag erneut zunächst 35 Prozent am Frankenpost verlag übernehmen und eine Option auf weitere 30 Prozent erhalten.

Ü Zeitungs-Beteiligungen der SPD

 

Druck- und Verlagshaus Frankfurt

90,0 %

(Frankfurter Rundschau)

 

Verlagsgesellschaft Madsack (Hannover)

20,4 %

(Hannoversche Allgemeine, Göttinger Tageblatt (99%), Neue Presse, Aller Zeitung, Peiner Allgemeine Zeitung, Schaumburger Nachrichten (80%)

 

Waldeckische Landeszeitung (über Madsack)

20,4 %

Oberhessische Presse (über Madsack)

10,4 %

Leipziger Volkszeitung (über Madsack)

10,2 %

Cellesche Zeitung (über Madsack)

10,2 %

Gandersheimer Kreisblatt (über Madsack)

6,7 %

Täglicher Anzeiger, Holzminden (über Madsack)

6,7 %

Zeitungsverlag Westfalen (Essen)

13,1 %

(Westfälische Rundschau)

 

Zeitungsverlag Neue Westfälische (Bielefeld)

57,5 %

(Neue Westfälische)

 

Verlagsgesellschaft Cuxhaven

50,0 %

(Cuxhavener Nachrichten)

 

Dresdner Druck- und Verlagshaus (Dresden)

40,0 %

(Sächsische Zeitung, Morgenpost Sachsen)

 

Druck- und Verlagsanstalt „Neue Presse“ (Coburg)

30,0 %

(Neue Presse)

 

Frankenpost Verlag (Hof)

100,0%

(Frankenpost, Vogtlandanzeiger)

 

Druckhaus Bayreuth Verlagsgesellschaft

31,5 %

Nordbayerischer Kurier

 

Suhler Verlagsgesellschaft (Suhl)

30,0 %

(Freies Wort, Südthüringer Zeitung)

 

Meininger Tageblatt (über Suhler Verlagsgesellschaft)

15,0 %

Außerdem bestanden im Jahr 2004 Beteiligungen an den Zeitschriften Vorwärts (100,0%), Öko-Test (50,0%), Szene Hamburg (75,0%, inzwischen verkauft) und am Tivola Verlag (75,3%, 2004 erworben) sowie am Rheinland-Pfälzischen Rundfunk (RPR, 9,2%).

Quellen: DDVG, FORMATT

Ü Knapp 2 Prozent Marktanteil

Mit einer Gesamtkapitalrendite nach Steuern von 10,4 Prozent steuert die DDVG einen beträchtlichen Anteil zum SPD-Vermögen bei und hat sich neben Mitgliedsbeiträgen und Parteispenden längst zur wichtigsten Einnahmequelle der Sozialdemokraten entwickelt. Die DDVG-Bilanzsumme lag 2003 bei 120 Millionen Euro, und die Eigenkapitalquote stieg auf 42,4 Prozent. In den vergangenen Monaten wurden sowohl Druckereien in Karlsruhe und Hildesheim verkauft als auch die Hamburger Stadtillustrierten-Verlagsgesellschaft (HSI), die im Herbst durch Auflagenzahlen-Manipulationen bei ihren Hamburger Szene-Magazinen in die Schlagzeilen geraten war. Die Erträge aus den Medienbeteiligungen summierten sich laut DDVG-Geschäftsbericht 2003 auf 22,9 Millionen Euro. Hinzu kommen Einnahmen aus Druckereien (in Lübeck und Braunschweig) sowie aus dem Papierhandel (Hamburg). Die Gesamtauflage der DDVG-Zeitungen liegt nach gewichteter Berechnung bei etwa 435.000, was einem Marktanteil von 1,9 Prozent entspricht.