SPD-Medienholding steigert Ergebnis
Mehrheit an Frankfurter Rundschau wird nach
Sanierung verkauft
Von Dr. Matthias Kurp, 09.12.2004
Die SPD-Medienholding hat im Jahr 2003 ihren Überschuss auf 12,5 Millionen
Euro steigern können. Für dieses Jahr rechnet die Deutsche Druck- und
Verlagsanstalt, die im Frühjahr die Frankfurter Rundschau übernahm, mit etwa 9
Millionen Euro Jahresüberschuss.
Der
Jahresüberschuss des SPD-Medienunternehmens Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft
GmbH (DDVG) stieg 2003 um 3,3 Millionen auf 12,5 Millionen
Euro, was einer Verbesserung von 35,9 Prozent entspricht. Aus dem Gewinn des
Vorjahres wurden bislang etwa 6 Millionen Euro an die SPD nach Berlin
überwiesen, um die Finanzierung des Willy-Brandt-Hauses zu sichern. „Das ist
eine Tranche, die auch in Zukunft abfließen soll“, teilte SPD-Schatzmeisterin
Inge Wettig-Danielmeier mit.
Die
im Mai zu 90 Prozent übernommene Frankfurter
Rundschau (4siehe Artikel SPD-Einstieg
bei Frankfurter Rundschau) soll Mitte 2005 operativ wieder eine „schwarze
Null“ erreichen, erklärte DDVG-Geschäftsführer Jens Berendsen. Nach Angaben von
SPD-Schatzmeisterin Wettig-Danielmeier werden für die Frankfurter Rundschau
(FR) noch immer weitere Gesellschafter gesucht. Konkrete Verhandlungsgespräche
aber hätten noch nicht stattgefunden. „Es soll eine Verlagslösung werden“,
kündigte Berendsen an. Zurzeit wird ein Investor gesucht, der 51 Prozent der
Gesellschafteranteile übernehmen soll. DDVG-Geschäftsführer Gerd Walter
betonte, es bleibe beim Prinzip der SPD-Medienholding, sich auf
Minderheitsbeteiligungen zu konzentrieren. Deshalb werde sich das Unternehmen
auch wieder von der Frankenpost in Hof trennen, die seit Ende 2002 komplett der
DDVG gehört, nachdem die Süddeutsche Zeitung ihren 70-Prozent-Anteil aus
kartellrechtlichen Gründen an die DDVG verkauft hatte. Nun soll der Süddeutsche
Verlag erneut zunächst 35 Prozent am Frankenpost verlag übernehmen und eine
Option auf weitere 30 Prozent erhalten.
Ü
Zeitungs-Beteiligungen der SPD
Druck- und Verlagshaus Frankfurt |
90,0 % |
(Frankfurter
Rundschau) |
|
Verlagsgesellschaft
Madsack (Hannover) |
20,4 % |
(Hannoversche Allgemeine, Göttinger
Tageblatt (99%), Neue Presse, Aller Zeitung, Peiner Allgemeine Zeitung,
Schaumburger Nachrichten (80%) |
|
Waldeckische Landeszeitung (über Madsack) |
20,4 % |
Oberhessische Presse (über Madsack) |
10,4 % |
Leipziger Volkszeitung (über Madsack) |
10,2 % |
Cellesche Zeitung (über Madsack) |
10,2 % |
Gandersheimer Kreisblatt (über Madsack) |
6,7 % |
Täglicher Anzeiger, Holzminden (über Madsack) |
6,7 % |
Zeitungsverlag Westfalen (Essen) |
13,1 % |
(Westfälische Rundschau) |
|
Zeitungsverlag Neue Westfälische (Bielefeld) |
57,5 % |
(Neue Westfälische) |
|
Verlagsgesellschaft Cuxhaven |
50,0 % |
(Cuxhavener Nachrichten) |
|
Dresdner Druck- und Verlagshaus (Dresden) |
40,0 % |
(Sächsische Zeitung, Morgenpost Sachsen) |
|
Druck- und Verlagsanstalt „Neue
Presse“ (Coburg) |
30,0 % |
(Neue Presse) |
|
Frankenpost Verlag (Hof) |
100,0% |
(Frankenpost, Vogtlandanzeiger) |
|
Druckhaus Bayreuth Verlagsgesellschaft |
31,5 % |
Nordbayerischer Kurier |
|
Suhler Verlagsgesellschaft (Suhl) |
30,0 % |
(Freies Wort, Südthüringer Zeitung) |
|
Meininger Tageblatt (über Suhler
Verlagsgesellschaft) |
15,0 % |
Außerdem bestanden im Jahr
2004 Beteiligungen an den Zeitschriften Vorwärts (100,0%), Öko-Test (50,0%),
Szene Hamburg (75,0%, inzwischen verkauft) und am Tivola Verlag (75,3%, 2004
erworben) sowie am Rheinland-Pfälzischen Rundfunk (RPR, 9,2%).
Quellen:
DDVG, FORMATT
Ü
Knapp 2 Prozent Marktanteil
Mit einer Gesamtkapitalrendite
nach Steuern von 10,4 Prozent steuert die DDVG einen beträchtlichen Anteil zum
SPD-Vermögen bei und hat sich neben Mitgliedsbeiträgen und Parteispenden längst
zur wichtigsten Einnahmequelle der Sozialdemokraten entwickelt. Die
DDVG-Bilanzsumme lag 2003 bei 120 Millionen Euro, und die Eigenkapitalquote
stieg auf 42,4 Prozent. In den vergangenen Monaten wurden sowohl Druckereien in
Karlsruhe und Hildesheim verkauft als auch die Hamburger
Stadtillustrierten-Verlagsgesellschaft (HSI), die im Herbst durch
Auflagenzahlen-Manipulationen bei ihren Hamburger Szene-Magazinen in die Schlagzeilen
geraten war. Die Erträge aus den Medienbeteiligungen summierten sich laut
DDVG-Geschäftsbericht 2003 auf 22,9 Millionen Euro. Hinzu kommen Einnahmen aus
Druckereien (in Lübeck und Braunschweig) sowie aus dem Papierhandel (Hamburg). Die Gesamtauflage der DDVG-Zeitungen
liegt nach gewichteter Berechnung bei etwa 435.000, was einem Marktanteil von
1,9 Prozent entspricht.