Durch das
Pre-Selection-Verfahren für Ortsnetze hat die Telekom AG auch ihr letztes
Monopol verloren. Der Wettbewerb in den Ortsnetzen war zwar bereits am 25.
April gestartet worden, galt aber zunächst nur im Call-by-Call-Bereich. Seit
dem 9. Juli können Kunden nun auch innerhalb einer Stadt nach einer festen
Voreinstellung („Pre-Selection“) Gespräche über die Netze von
Telekom-Konkurrenten führen.
Etwa eine Million Kunden sollen
sich nach Angaben des Verbandes der Anbieter von
Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) bereits bei den
Konkurrenten der Telekom AG gemeldet haben,
um ihre Ortsgespräche demnächst per Voreinstellung über ein anderes Netz zu
führen. Doch die meisten Kunden müssen noch ein bisschen warten, weil die
Telekom pro Tag nur etwa 15.000 Anschlüsse umstellt. Harald Stöber,
Vorstandschef von Arcor, unterstellt der Telekom bereits eine Blockade-Haltung.
Doch der Bonner Fernmelde-Riese wehrt sich mit dem Hinweis, eine solche
Verzögerung würde gar nichts bringen, weil Ortsnetz-Kunden einfach in den
Call-by-Call-Bereich ausweichen könnten.
Ü
Telekom-Konkurrenz hofft auf 5 Millionen Kunden
Spurlos vorüber gehen aber wird
der Ortsnetzwettbewerb an der Telekom in keinem Fall. In diesem Jahr wird mit 50
Millionen Euro Umsatzrückgang bei den Stadtgesprächen kalkuliert, für die
kommenden Jahre rechnet die Telekom mit 100 bis 200 Millionen Euro weniger
Einnahmen bei den Ortsgesprächen. Bereits durch das Call-by-Call-Verfahren hat
Europas größter Telekommunikationskonzern seit April etwa 6 Prozent Marktanteil
in den Ortsnetzen verloren.
Bei Arcor haben bereits 350.000 von insgesamt 2,5
Millionen Pre-Selection-Kunden eine Ausdehnung ihrer Voreinstellung auf den
Ortsbereich beantragt. Außer dem größten Telekom-Konkurrenten locken auch
Anbieter wie Tele 2 (450.000 Pre-Selection-Kunden)
oder Colt (10.000
Pre-Selection-Geschäftskunden) mit neuen Ortsgespräch-Verträgen. Insgesamt
wollen sie und andere Unternehmen der Telekom fünf Millionen Kunden abwerben.
Dies entspricht genau dem Anteil, der sich bislang bereits bei den
Ferngesprächen an Pre-Selection-Verträge gebunden hat. Der
Call-by-Call-Nutzerkreis liegt sogar bei neun Millionen Kunden. Bei den
Ferngesprächen haben sich die Telekom-Wettbewerber einen Marktanteil von 30
Prozent gesichert. Ähnlich hohe Erfolgsquoten wie bei den Ferngesprächen halten
Experten jedoch bei den Nahgesprächen für unwahrscheinlich, da die Margen im
Ortsnetz-Bereich deutlich geringer sind.
Ü
Pre-Selection-Markt noch unübersichtlich
Wer
einen neuen Pre-Selection-Vertrag unterschreibt, kann übrigens seine alte
Telefonnummer behalten. Die Gebühr in Höhe von 5,10 Euro, die von der Telekom
für das Umschalten der Voreinstellung berechnet wird, zahlen in der Regel die
neuen Netzbetreiber. Bei der Wahl eines solchen Anbieters aber ist Vorsicht
geboten: Unterschiedliche Staffelungen bei den Gesprächs-Taktungen
oder den Anschluss- und Grundgebühren lassen kaum Transparenz zu. Außerdem sind
günstige Ortstarife bei einigen Pre-Selection-Anbietern auf sehr kleine Gebiete
begrenzt. Bereits im so genannten Nahbereich (Achtung: andere Ortskennzahl!)
rechnen die meisten Unternehmen nach dem teureren Ferntarif ab. Wer in diesem
Fall eine günstigere Call-by-Call-Verbindung wählen will, kann Pech haben:
Genau das ist nämlich bei einigen Anbietern nicht möglich!
Ü Aktuelle
Tarifübersichten demnächst bei www.billiger-telefonieren.de
oder bei www.teletarif.de!
Ü Siehe auch Artikel Call-by-Call
auch in Ortsnetzen.