Das
amerikanische Fernsehnetzwerk
NBC und die Hollywood-Tochtergesellschaft des französischen Vivendi-Konzerns
(Vivendi Universal Entertainment, VUE) verschmelzen zu einem weiteren
Unterhaltungsgiganten. Am neuen Entertainment-Unternehmen NBC Universal hält
die NBC-Muttergesellschaft General Electric (GE) künftig 80 Prozent der
Anteile, Vivendi nur 20 Prozent. NBC besaß bislang als einziges der großen
amerikanischen TV-Unternehmen kein eigenes Hollywood-Studio.
Vivendi
war nach dem Ende der 90-er Jahre unter der Aegide von Jean-Marie Messier durch
einen beispiellosen Expansionskurs in eine (Schulden-)Krise geraten und musste
wichtige Unternehmensteile verkaufen. An dem Bieterverfahren für die
US-Unterhaltungssparte hatten sich unter anderem auch Liberty Media,
Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) und Viacom beteiligt. Bereits vor einigen Wochen aber
hatte sich eine Einigung mit NBC
abgezeichnet.
Erst vor drei Jahren waren die
Universal-Studios in Hollywood als Teil des kanadischen Konzerns Seagram in den
Besitz von Vivendi übergegangen. Der Transaktionswert betrug damals 34
Milliarden Dollar (4 siehe Artikel Vivendi
übernimmt Seagram und Vivendi/Seagram-Fusion
perfekt) und trug schließlich
wesentlich zur drohenden Überschuldung von Vivendi mit Verbindlichkeiten von
bis zu 20 Milliarden Euro bei, die inzwischen auf etwa 13,5 Mrd. Euro gesunken
sein sollen. Vivendi besitzt an VUE lediglich einen Anteil von 86 Prozent. Etwa
7 Prozent gehören der Matsushita Electric Industrial und weitere knapp 7
Prozent der InterActiveCorp und deren Gründer, Barry Diller, mit dem bald
Verkaufsverhandlungen aufgenommen werden sollen.
Ü
Vivendi will weiter Schulden abbauen
Wie hoch der Preis für Vivendis Einstieg ins
US-Filmgeschäft war, wird deutlich, wenn berücksichtigt wird, dass Seagram die
Studios 1995 für nur 5,7 Milliarden US-Dollar vom japanischen Elektronikkonzern
Matsushita übernommen hatte. Der Wert der jetzt vorgenommenen Transaktion wird
mit 14 Mrd. Dollar angegeben. Die Vivendi-Aktionäre erhalten außer
dem 20%-Anteil an NBC Universal eine Barabfindung von insgesamt
3,3 Mrd. US-Dollar, die General
Electric durch die Ausgabe neuer Stammaktien aufbringen will. Außerdem muss
NBC Universal etwa 1,7 Milliarden Dollar der Altschulden übernehmen. Vivendi
hofft, durch den Verkauf der Universal-Mehrheit und andere Veräußerungen die
Schulden bis Ende nächsten Jahres auf weniger als 5 Milliarden Euro senken zu
können.
Ü
NBC Universal mit ehrgeizigen Zielen
Zu Vivendi Universal Entertainment gehörten außer den Universal-Studios auch TV-Kabelfernsehunternehmen (USA Networks, Sci-Fi und Trio) sowie Beteiligungen an fünf Universal-Freizeitparks. Die beteiligten Konzerne teilten am 8. Oktober mit, dass NBC Universal mit einem Umsatz von ungefähr 13 Milliarden Dollar etwa 43 Milliarden Dollar (36,5 Mrd. Euro) wert sein soll. Die Umsätze der US-Konkurrenten Walt Disney (ABC) und Viacom (CBS) liegen allerdings etwa doppelt so hoch. Bei der Vertragsunterzeichnung erklärten Vivendi-Chef Jean-René Fourtou und GE-Chairman Jeffrey Immelt, die Fusion solle im ersten Halbjahr 2004 abgeschlossen werden und sichere Synergien von 400 bis 500 Millionen Euro. Leiter des fusionierten Unternehmens wird NBC-Chef Bob Wright. Ab 2006 darf Vivendi die noch verbliebenen Anteile an NBC Universal schrittweise verkaufen, um weitere Schulden abzubauen.
Für NBC, das außer dem TV-Netzwerk auch mehrere Kabelfernseh-Programme (CNBC, MSNBC und Telemundo) besitzt, bedeutet die Fusion nicht nur die Übernahme eines der Major-Studios von Hollywood, sondern auch eine Verdoppelung des Umsatzes auf etwa 13 Mrd. Dollar. Der Betriebsgewinn (Ebitda) des kombinierten Unternehmens wird auf 3 Mrd. Dollar geschätzt. NBC erzielte im ersten Halbjahr 2003 bei einem Umsatz von 3,43 Mrd. Dollar (-14%) beachtliche 1,1 Mrd. Dollar Betriebsgewinn (+20%).