Das Bundeskartellamt hat am 24. April eine Übernahme der TV-Senderkette und des Filmrechtegeschäftes der ehemaligen Kirch Media durch Haim Saban genehmigt. Die TF1 Groupe will sich ebenfalls mit etwa 10 Prozent beteiligen.

 

Ende März hatte der Kirch-Gläubigerausschuss dem Verkauf der Mehrheit an der ProSiebenSat.1 Media AG (36% der Anteile und 72% der Stimmrechte) zugestimmt und auch der Veräußerung des Filmrechtegeschäftes (18.000 Filme). Saban soll dafür nach Branchenschätzungen etwa 2 Milliarden Euro (einschließlich Schuldenübernahme) zahlen. Das Bundeskartellamt sah keinerlei Gefahr für eine marktbeherrschende Stellung, da die Saban Capital Group Inc. in Deutschland darüber hinaus nicht im deutschen Mediengeschäft aktiv sei. Endgültig soll der Verkauf im Juni abgeschlossen werden. Bis dahin wird Saban vermutlich weitere Gesellschafter an dem Geschäft beteiligen.

 

Als sichrerer Minderheitsgesellschafter gilt inzwischen der französische TV-Konzern TF 1 Groupe (Television Francaise), der bereits Anfang des Jahres an der Seite Sabans mit den Kirch-Insolvenzverwaltern verhandelt, sich dann aber zurückgezogen hatte. Als Grund dafür nahmen Experten die hohe Verschuldung des Konzerns an, die auf etwa 600 Millionen Euro geschätzt wird. Bei der Hauptversammlung von TF1 bestätigte der Vorstandsvorsitzende Patrick Le Lay in der vergangenen Woche, sein Unternehmen wolle sich nun doch an Sabans Konsortium beteiligen, allerdings nur mit etwa 10 Prozent. Dieser Anteil wird auf einen Wert von etwa 100 bis 150 Millionen Euro geschätzt.

TF 1 Groupe Marktführer in Frankreich

TF 1 ist der erfolgreichste französische TV-Programmanbieter, der etwa die Hälfte alle französischen TV-Werbeeinnahmen verbuchen kann. Zu der Gruppe, die im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 2,65 Milliarden Euro einen Nettogewinn von 155,2 Millionen Euro erzielte, gehören außer TF 1 auch der Spartenkanal Eurosport, das Satelliten-Nachrichtenprogramm LCI (La Chaine Info) sowie zu 66 Prozent das digitale Satellitenprogramm TPS. Wichtigster TF-1-Gesellschafter ist der Baukonzern Bouygues, der 41,3 Prozent der Anteile und 41,6 Prozent der Stimmrechte hält .

 

Nach Recherchen der Financial Times und der Süddeutschen Zeitung hat Saban bereits Kontakte zu weiteren potenziellen Gesellschaftern gesucht, unter anderem auch zum italienischen Medienkonzern Mediaset von Silvio Berlusconi, der bereits mit etwa 4,5 Prozent an Kirch Media beteiligt war. Parallel verhandeln Sabans Manager noch immer mit Kirchs Gläubigerbanken, die zuletzt über zu schlechte Kreditbedingungen klagten und die von Saban vorgesehenen wesentlich niedrigeren Rückzahlungen für Altschulden, die in neue Kredite übertragen wurden, kritisiert haben. Die Gläubigerbanken der insolventen Kirch Media zweifeln offenbar an dem Geschäftsplan, den Haim Saban zur Finanzierung der Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG vorlegte. Die DZ Bank soll sogar mit einem Abbruch der Verhandlungen gedroht haben. Saban ließ indes mitteilen, die Gespräche liefen weiter und würden den Vertragsabschluss nicht gefährden.

 

 

Ü Siehe auch Artikel ProSiebenSat.1 Media AG verkauft und Kirch-Gruppe zu 85 Prozent verkauft.