ProSiebenSat.1 Media AG geht doch an Saban
US-Milliardär will Kirchs Kerngeschäft diesmal
mit fünf Partnern übernehmen
Von Dr. Matthias Kurp, 05.08.2003
Nur zwei Monate
nach dem vorläufigen Ausstieg aus den Verhandlungen um eine Übernahme des
Free-TV-Geschäftes der KirchGruppe ist Haim Saban jetzt wieder im Geschäft: Der
Gläubigerausschuss der KirchMedia GmbH & Co. KG hat am 5. August dem
Vorschlag des Insolvenzverwalters zugestimmt, die Beteiligung an der
ProSiebenSat.1 Media AG an die Saban Capital Group zu verkaufen.
Bereits
vor einigen Wochen hatten erneut Annäherungen beider Seiten stattgefunden. Am
vergangenen Wochenende schließlich soll Saban den Insolvenz-Managern der
KirchGruppe ein konkretes Finanzierungskonzept vorgelegt haben. Anders als beim
ersten Übernahmeversuch scheint diesmal die Finanzierung gesichert. Dafür will
die Saban Capital Group Finanzinvestoren
wie Providence Equity Partners, Hellman & Friedman, Thomas H. Lee
Partners, Bain Capital und die Quadrangle Group mit ins Boot
nehmen. Saban selbst soll nur 26 Prozent der Anteile zeichnen.
Nachdem
Mitte Juni der
Großteil von Kirchs Filmbibliothek für zehn Jahre der ProSiebenSat.1 Media AG zu günstigen
Konditionen zur Verfügung gestellt worden war - 2000 Filme, deren Nutzung über
ein Erlösbeteiligungsmodell (Beteiligung an Werbeeinnahmen) abgegolten werden
soll -, muss Saban sich nun nicht mehr um die teure Übernahme von Kirchs
Filmrechte-Pool kümmern. Statt dessen geht es allein um den Kauf der
Mehrheitsanteile an der Free-TV-Aktiengesellschaft, zu der Pro Sieben, Sat.1, Kabel
1 und N24 gehören.
Nachdem der Kurs der ProSiebenSat.1
Media AG zuletzt wieder gestiegen ist, dürfte Saban inzwischen mehr als noch
vor zwei Monaten für die Aktien zahlen müssen. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung hat Sabans
Konsortium für 36 Prozent der Stammaktien mehr als 500 Millionen Euro geboten,
was 7 Euro pro Aktie bedeuten würde. Da es sich bei den 36 Prozent der Anteile,
die noch immer im Streubesitz sind, um stimmrechtslose Vorzugsaktien handelt,
könnten sich die Saban Capital Group und die fünf Investment-Häuser auf einen
Schlag 72 Prozent der Stimmrechte sichern. Bereits abgesprochen soll auch die
Übernahme von 14,5 Prozent Stammaktien sein, die zurzeit noch von der
Kirch-Tocherfirma Taurus TV gehalten werden. Für diesen Anteil seien mindestens
200 Millionen Euro fällig, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Nach Angaben der Financial Times,
die sich auf Verhandlungskreise beruft, beträgt der komplette Übernahmepreis
725 Millionen Euro.
„Der
Abschluss der Vereinbarung wird in den nächsten Tagen vollzogen“, heißt es in
einer Pressemitteilung von KirchMedia.
Das erforderliche Geld soll Saban bereits bei der US-Großbank JP Morgan Chase geparkt haben. Weil Saban
diesmal nicht auch noch die Übernahme von Kirchs Filmrechtegeschäft stemmen
muss, hat er offenbar auch genügend Mittel, um bei der ProSiebenSat.1 Media AG
sowohl die bereits im Frühjahr versprochene Kapitalerhöhung um 280 Millionen
Euro zu realisieren als auch die Absicherung einer Hochzinsanleihe über 200
Millionen Euro zu garantieren, die bei einem Mehrheitswechsel fällig werden
könnte. Auch das ursprünglich in Frage gestellte Pflichtangebot für die Übernahme
von Anteilsscheinen der freien Aktionäre scheint diesmal kein Problem. Dabei
will Saban nur den gewichtete Durchschnittskurs der letzten drei
Monate als Grundlage nehmen, der bei 5,60 Euro liegen dürfte.
Insgesamt muss Saban gemeinsam
mit seinen Investment-Partnern mehr als 1 Milliarde Euro in die Hand nehmen, um
das erste große ausländische Unternehmen zu sein, das auf dem deutschen
TV-Markt zum bedeutenden Player wird. Weil Saban bislang keinerlei relevante
Medien-Beteiligungen in Deutschland hält, kann er sowohl beim Bundeskartellamt als auch bei der
Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) mit einer Genehmigung des Kirch-Deals
rechnen.
Ü Siehe auch folgende Artikel:
1 ProSiebenSat.1 Media AG verkauft (17.03.2003)
1 Kirch-Gruppe zu 85 Prozent verkauft (02.04.2003)
1 Bundeskartellamt gibt Saban grünes Licht (25.04.2003)
1 ProSiebenSat.1 Media AG mit Verlusten
(15.05.2003)
1 Saban muss bei Kirch-Übernahme passen (04.06.2003)
1 KirchMedia vor der Auflösung (17.06.2003)