Nach der Übernahme durch den
US-Milliardär Haim Saban scheint die ProSiebenSat.1 Media AG wieder auf
Erfolgskurs: Die vorläufigen Geschäftszahlen für das Jahr 2003 weisen einen
Gewinn vor Steuern in Höhe von etwa 57 Millionen Euro aus. Der Jahresüberschuss vor Zinsaufwand, außerordentlichem
Ergebnis, Steuern und Abschreibungen (Ebitda)
verbesserte sich um 26 Millionen auf 196 Millionen Euro, was im Vergleich zu
2002 einem Plus um etwa 15 Prozent entspricht.
War der Konzernüberschuss 2002
noch auf 15 Millionen Euro zurückgegangen, blieb Ende des vergangenen Jahres
mit 45 Millionen Euro wieder ein deutliches Plus in der Bilanz der ProSiebenSat.1 Media AG. Für
das erste Halbjahr 2003 hatte der Gewinn nur 2,5 Millionen Euro betragen.
Mehrheitsaktionär Haim Saban (4 siehe
Artikel ProSiebenSat.1
Media AG geht doch an Saban) scheint das Unternehmen also wieder auf
Gewinnkurs gebracht zu haben. Der steigende Jahresüberschuss überrascht um so
mehr, als der Umsatz 2003 im Vergleich zum Vorjahr wegen rückläufiger
Werbeeinnahmen um etwa 5 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gesunken ist. Die
Ebitda-Marge, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im
Verhältnis zum Umsatz, lag 2003 bei knapp 11 Prozent und soll in diesem Jahr
auf 15 Prozent gesteigert werden.
Ü Mehr Profit
trotz geringerem Umsatz
2000 2,16
Mrd. € 205 Mio. € 2001 2,02 Mrd. € 106 Mio. € 2002 1,90
Mrd. € 15
Mio. € 2003 1,81
Mrd. € 45
Mio. €
Umsatz
Gewinn
„Es ist uns gelungen, trotz der
schwierigen Umstände die Profitabilität des Unternehmens deutlich zu steigern.
Die Ergebnisse zeigen den Erfolg unserer Maßnahmen, die ProSiebenSat.1-Gruppe so
effizient wie möglich aufzustellen“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der
ProSiebenSat.1 Media AG, Urs Rohner, die vorläufigen Zahlen des
Jahresabschlusses 2003. Grund für die gestiegene Rendite bei der Münchener
Sendegruppe ist vor allem der Tritt auf die Kostenbremse. Insgesamt sollen
Einsparungen in Höhe von 207 Millionen Euro erzielt worden sein, was einer
Kostensenkung um ungefähr elf Prozent entspricht. Den größten Beitrag dazu
dürfte der Verzicht auf die Rechte der Fußball-Bundesliga geleistet haben.
Außerdem konnten etwa 5 Prozent der Personalausgaben gespart werden, weil etwa
9 Prozent aller Arbeitsplätze abgebaut wurden, so dass nun im Konzern nur noch
2781 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Ü Langfristig
auch Interesse am Pay-TV
Außer um die weitere
Konsolidierung des Kerngeschäftes will sich der Vorstand künftig auch um
Pay-TV-Optionen kümmern, um die Abhängigkeit vom kriselnden Werbegeschäft zu
reduzieren. Konzernchef Urs Rohner nannte es „selbstverständlich“, dass man
sich diesem Thema widme. Dabei wird offenbar auch über Modelle nachgedacht, bei
denen – ähnlich wie in den USA – Kabelnetzbetreiber Programmpakete bezahlen
sollen, die sie schließlich an ihre Kunden weiterverkaufen. Spekulationen, die
ProSiebenSat.1 Media AG habe Interesse daran, Premiere
kurzfristig die Rechte an der Fußball-Bundesliga streitig zu machen, wurden von
Unternehmenssprechern dementiert. Zuvor hatten Süddeutsche Zeitung und Spiegel von Gesprächen zwischen
ProSiebenSat.1 und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) berichtet und von
Gerüchten, Haim Saban wolle die Mehrheit der Premiere-Anteile erwerben.
Ü Nur N24 macht
noch Verluste
Das TV-Kerngeschäft mit den vier
Programmen Sat.1, Pro 7, Kabel 1 und N24 macht noch immer 92 Prozent aller
Umsätze der ProSiebenSat.1 Media AG aus. Mit Ausnahme von N24
(Vorsteuerergebnis: minus 11 Millionen Euro) waren im vergangenen Jahr alle
Programme von Sabans Senderfamilie profitabel. Sat.1 verbuchte
einen Vorsteuergewinn von etwa 5 Millionen Euro und gelangte damit endlich
wieder in die Gewinnzone. Das EBITDA von Sat.1 lag bei 38 Millionen Euro nach
minus 77 Millionen im Vorjahr. Das meiste Geld aber verdient nach wie vor Pro Sieben, das
für 2003 ein Vorsteuerergebnis von 135 Millionen Euro meldete, was einer
Umsatzrendite von 20 Prozent entspricht. Im Vergleich zu 2002 aber brach der
Umsatz bei ProSieben allerdings um fast 12 Prozent ein, das Vorsteuerergebnis
sank sogar um etwa ein Drittel. Bei Kabel 1 verbesserte sich das Ergebnis
vor Steuern 2003 um 6 Millionen auf 18 Millionen Euro.
Ü Vorsteuerergebnis
der Einzelunternehmen
ProSieben + 206 Mio. € + 135 Mio. € Sat.1 - 98 Mio. € + 5 Mio. € Kabel 1 + 12 Mio. € + 18 Mio. € N 24 -24 Mio. € - 11 Mio. €
2002
2003
Trotz der jüngsten Erfolgsmeldungen
drückt die ProSiebenSat.1 Media AG aber noch immer eine
Netto-Finanzschuldenlast von 676 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten
gegenüber Kreditinstituten seien 2003 um 83 Millionen auf 73 Millionen Euro
reduziert worden, meldete der Vorstand. Im Anleihen-Bereich hat sich hingegen
mit Verbindlichkeiten in Höhe von 666 Millionen Euro nichts verändert. Eine
Anleihe über 125 Millionen Euro läuft bis März 2005, eine weitere über 338
Millionen Euro bis März 2006. Hinzu kommt eine Hochzinsanleihe über 200
Millionen Euro bis 2009. Insgesamt bezifferte das Unternehmen die Summe aller
Verbindlichkeiten auf 1,034 Milliarden Euro, während das Programmvermögen auf
1,148 Milliarden Euro taxiert wird. Außer Verträgen mit großen
Hollywood-Studios sicherte sich die ProSiebenSat.1 Media AG im vergangenen Jahr
einen so genannten Volume-Deal für zehn Jahre mit der ehemaligen KirchGruppe
über 2.015 Spielfilme und etwa 130 Serien.
Ü Aktuelle
Gesellschafterstruktur
Um die Nettofinanzschulden auf weniger
als 400 Millionen Euro abzubauen, ist für den April eine Kapitalerhöhung in
Höhe von bis zu 280 Millionen Euro vorgesehen. Dabei werden die neuen Aktien im
gleichen Verhältnis als Stamm- und Vorzugsaktien ausgegeben, jeweils mit
Gewinnberechtigung ab dem Geschäftsjahr 2004, wobei den Aktionären ein
Bezugsrecht entsprechend ihrer jeweiligen Beteiligung am Grundkapital der
Gesellschaft eingeräumt wird. Inhaber von Vorzugsaktien werden nur
Vorzugsaktien erwerben dürfen und Inhaber von Stammaktien nur Stammaktien.
Ü Siehe auch folgende Artikel:
1 ProSiebenSat.1 Media AG verkauft (17.03.2003)
1 Kirch-Gruppe zu 85 Prozent verkauft (02.04.2003)
1 Bundeskartellamt gibt Saban grünes Licht
(25.04.2003)
1 ProSiebenSat.1 Media AG mit Verlusten
(15.05.2003)
1 Saban muss bei Kirch-Übernahme passen
(04.06.2003)
1 KirchMedia vor der Auflösung (17.06.2003)
1 ProSiebenSat.1 Media AG geht doch an Saban
(05.08.2003)